Der Millionenbetrug bei der Post kostete Pascal Koradi seinen Chefposten. Vor zwei Wochen trat der ehemalige Finanzchef der Post als Direktor der Aargauischen Kantonalbank (AKB) zurück – einen Tag nach Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zum grössten Subventionsbetrug in der Schweizer Geschichte.
Erstmals seit seinem Rücktritt nimmt Koradi nun Stellung zum Postauto-Skandal und seiner Rolle darin. Koradi war von 2012 bis 2016 Herr über die Finanzen der Post. Dokumente, die BLICK vorliegen, zeigen, dass er – wie auch die abgetretene Post-Chefin Susanne Ruoff – vom Postbetrug gewusst haben muss. Im Interview mit der «Aargauer Zeitung» streitet er dies nun aber erneut vehement ab. «Ich hatte in meiner Zeit als Post-Finanzchef keine Hinweise auf ein Manipulationssystem mit fiktiven Buchungen», beteuert er.
Er habe Postauto immer unterstützt im Hinblick auf die Frage, wie ihr Geschäft auch in Zukunft wirtschaftlich betrieben werden könne. Dabei habe er sich immer dafür eingesetzt, dass eine Lösung mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) abgesprochen wird. «Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass dabei irgendwelche fiktive Buchungen ohne Grundlagen im Spiel waren», sagt Koradi.
«Ich bin massiv enttäuscht»
Koradi kritisiert in diesem Zusammenhang den externen Untersuchungsbericht. Wesentliche Dokumente und Aussagen würden darin fehlen, sagt er. So zum Beispiel ein Mail, das zeige, wie wichtig ihm eine klare Stellungnahme des BAV gewesen sei. Konkret habe er ein Ruling, also eine rechtliche Absicherung, vom BAV gefordert. Darauf ging die Post-Führung aber offenbar nicht ein. Es sei lediglich zu einem Schriftwechsel mit dem Bundesamt gekommen, sagt Koradi.
Zudem ist laut Koradi unverständlich, weshalb er nicht die Gelegenheit hatte, Stellung zum Untersuchungsbericht zu beziehen. Weil parallel ein Strafverfahren läuft, hatten die Autoren des Untersuchungsberichts die Beteiligten nicht befragen dürfen. Er sei «massiv enttäuscht», sagt Koradi dazu. «Ich habe nicht erwartet, dass ein Bericht veröffentlicht wird, in dem ich nicht Stellung nehmen kann.» Er sei überzeugt, dass er sonst vieles ins rechte Licht hätte rücken können. Denn Koradi ist überzeugt: «Ich kann mir aus damaliger Sicht schlicht nichts vorwerfen.» (lha)