Ein Passagierflug wird auf dem Weg von Berlin nach München entführt. Der Terrorist droht damit, dass Flugzeug auf ein vollbesetztes Fussball-Stadion stürzen zu lassen.
Der Militärpilot schiesst die Maschine ab, obwohl sein Antrag auf Abschuss-Freigabe abgelehnt wird. Ein fiktives Szenario zwar, das SRF heute Abend mit dem Film «Terror – Ihr Urteil» zeigt. Doch ein Szenario, welches wohl jeden Piloten in ein Dilemma stürzen würde.
Weiteres Leid verhindern
«Ich hoffe, dass nie ein Pilot in die Situation kommt, diese Frage entscheiden zu müssen», sagt der SVP-Sicherheitspolitiker sowie Militär- und Linienpilot Thomas Hurter aus Schaffhausen. «Die Frage ist: Wie kann weiteres Leid verhindert werden?»
Er könne aber nicht sagen, wie er entscheiden würde, da er die konkrete Ausgangslage zu wenig kenne.
Zivilflugzeuge dürften grundsätzlich nicht abgeschossen werden, betont Hurter. Ein Waffeneinsatz sei nur zulässig, wenn luftpolizeiliche Massnahmen nicht Folge geleistet werde und andere verfügbare Mittel nicht ausreichten. Vorbehalten blieben Waffeneinsätze bei Notstand und Notwehr. «Ein Waffeneinsatz ist immer die Ultima Ratio», so Hurter.
Parmelin müsste entscheiden
«Entscheidend ist nicht die Frage nach der Schuld, sondern danach, wer für den Entscheid zuständig ist. Das ist in der Schweiz gesetzlich geregelt: Der Verteidigungsminister – aktuell also Bundesrat Guy Parmelin – müsste entscheiden.»
Und der Pilot müsse sich an einen solchen Befehl halten. «In der Demokratie kann nicht jeder Polizist, Soldat oder hier Pilot den Entscheid der zuständigen vorgesetzten Behörde in Frage stellen. Sonst funktioniert das System nicht mehr.» Komme hinzu, dass dem Piloten das gesamte Lagebild fehle. «Das Wissensspektrum der Vorgesetzten ist wohl grösser, deshalb sollte man ihren Entscheid auch akzeptieren.»
Szenario «unwahrscheinlicher geworden»
Allerdings beurteilt Hurter das Film-Szenario als «nicht umfassend». Der Film blende sämtliche vorgängigen, luftpolizeilichen Massnahmen wie Funkaufrufe oder Abfangoperationen aus. «Solche Massnahmen werden sehr häufig trainiert. Doch der Film beginnt gleich mit der höchsten Eskalationsstufe.»
Dass ein solches Szenario nie wieder eintreffen werde, könne man zwar nicht ausschliessen. «Nach dem 11. September 2001 ist es aber unwahrscheinlicher geworden. So ist der offene Zugang zum Cockpit nicht mehr möglich.»
Hurter geht auch davon aus, dass schon nur die Abschussmöglichkeit für eine gewisse Abschreckung sorge. «Der Terrorismus entwickelt sich aber weiter, deshalb müssen sich auch die Abwehrmassnahmen weiterentwickeln.»
Für Freispruch
Der SVP-Mann rechnet damit, dass sich das Fernsehpublikum heute Abend für einen Freispruch des Piloten entscheiden wird. «Aufgrund der Güterabwägung, dass der Pilot wohl in einer Notstandssituation entschieden hat, um weiteres Leid zu verhindern. Aus dieser Sicht würde auch ich für einen Freispruch plädieren.»