Vor knapp einem Jahr kündigte Thomas Walther, ehemaliger Leiter der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik), seinen Job beim Bundesamt für Polizei (Fedpol).
Gleichzeitig machte er in einem Rundschreiben auf Missstände bei der Reorganisation der Bundeskriminalpolizei und der dort angesiedelten Kobik aufmerksam.
Das Bundesamt reagierte mit voller Härte: Stunden nach Abgabe seiner Kündigung hielten Polizisten den Whistleblower auf Anweisung der Bundeskriminalpolizei an, durchsuchten sein Haus und beschlagnahmten mehrere Waffen. Später stellte sich heraus: Es fehlte dafür jeder Beschluss eines Richters.
Auch in den USA angeschwärzt
Das Fedpol wandelte Walthers ordentliche Kündigung in eine fristlose um, reichte zusätzlich eine Gefährdungsmeldung bei der Erwachsenenschutzbehörde ein, zeigte ihn wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses sowie wegen Verbreitung kinderpornografischen Materials an – und schwärzte Walther schliesslich auch noch bei US-Behörden an. Die Verfahren wurden allesamt eingestellt oder gar nicht erst an die Hand genommen. Nur Walthers Microsoft-Konto ist bis heute gesperrt.
Wegen dieses massiven Vorgehens hat Walther nun bei der Bundesanwaltschaft Anzeige gegen die Verantwortlichen vom Fedpol gestellt. Am 25. Januar reichte sein Anwalt bei der Bundesanwaltschaft die Anzeige wegen Amtsmissbrauch ein. Sprecherin Linda von Burg bestätigt: «Diese wird nun gemäss dem üblichen Vorgehen geprüft.»
Bei Fedpol wollte man die Anzeige gegen die Verantwortlichen des Bundesamts, darunter auch Direktorin Nicoletta della Valle, nicht kommentieren.