Ex-Gewerkschafter Serge Gaillard für Ruoff
Ein Linker an der Post-Spitze?

Der «rote Serge» soll den gelben Riesen führen. Einen Fähigeren fände man derzeit nicht, heisst es am Post-Hauptsitz und unter der Bundeshauskuppel.
Publiziert: 07.09.2018 um 01:51 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2018 um 11:24 Uhr
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Ulrich Hurni will nicht Post-Chef werden.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Am Donnerstag hat Post-Interims-Chef Ulrich Hurni (60) vor Medienvertretern klargemacht, dass er nicht Nachfolger von Susanne Ruoff (60) werden will.

Ganz unglücklich dürfte Post-Präsident Urs Schwaller (65) über die Absage nicht sein. Einerseits kann er sich weiterhin auf den langjährigen «Pöstler» Hurni in der Konzernspitze verlassen. Andererseits steht dieser einem Neuanfang nicht im Weg.

Stallgeruch stört

Denn Stallgeruch ist derzeit kaum gefragt beim gelben Riesen. So ist auch Thomas Baur (54), der nach dem Postauto-Skandal interimistisch die Leitung der Postauto-Sparte übernahm, der falsche Mann, um beim Post-Konzern die Reset-Taste zu drücken. Man scheint sich in der Post einig, dass der Neue von aussen kommen soll.

Ebenso wenig in Frage kommen laut Post-Flurfunk Manager aus dem Ausland. Diese haben zu wenig Ahnung vom hiesigen Service public und täten sich schwer im Umgang mit Bundesbern.

«Nur» 800'000 Franken Jahreslohn

Nicht einfacher macht die Suche nach einer neuen Chefin oder einem neuen Chef über mehr als 60'000 Mitarbeiter der Lohn. Laut der «Handelszeitung» gibt es nur 800'000 Franken im Jahr.

Wer also soll sich den Chefjob antun? «Serge Gaillard», leakt es aus dem Bundeshaus wie aus dem Posthauptsitz. Mit dem «roten Serge» – Gaillard ist SP-Mitglied – könnte den Filz-Vorwürfen ein Ende bereitet werden, die mit Ruoff (CVP-nah), Postpräsident Schwaller (Ex-CVP-Fraktionschef) und Postministerin Doris Leuthard (55, CVP) entstanden waren.

Nur eines spricht gegen Gaillard

Der Ökonom und frühere Gewerkschafter Gaillard war Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Heute ist der als «brillanter Kopf» Bekannte Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung. 

Gaillard ist in Bundesbern bestens vernetzt. Gegen ihn spricht allerdings sein Alter. Er ist schon 63. Nur: Ganz so wählerisch kann die Post derzeit nicht sein.

Weitere Postauto-Bschiss-Rückzahlungen kommen

Denn der Konzern ist keine Ertragsperle: Solange die Zinsen derart tief bleiben, muss die Postfinance kleine Brötchen backen. Und irgendwann kann der Rückgang bei der Briefpost nicht mehr mit Effizienzsteigerungen durch immer mehr Automation kompensiert werden. 

Und die Post muss wegen der Postauto-Affäre noch einmal einen hohen Millionenbetrag zurückzahlen. Nach den bekannten 78 Millionen Franken wird der gelbe Riese der öffentlichen Hand laut Hurni nochmals einen klar höheren Millionenbetrag zahlen müssen.

Hurni stellt stabile Erträge in Aussicht

Hurni stellt dennoch in Aussicht, dass der Postgewinn sich in den nächsten Jahren stabilisieren und nicht mehr weiter zurückgehen soll. So habe der jährliche Verlust beim Poststellennetz von 200 auf 100 Millionen Franken halbiert werden können.

Berauschend sind die Zukunftsaussichten des Konzerns aber nicht. Vor allem läuft nach wie vor das Verwaltungsstrafverfahren, das das Bundesamt für Polizei (Fedpol) wegen des Bschisses bei Postauto führt. Dessen Folgen sind schwer absehbar.

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