Die Bundesanwaltschaft (BA) hat Anklage gegen den früheren Fifa-Präsidenten Joseph Blatter (85) sowie gegen den Ex-Uefa-Präsidenten Michel Platini (66) erhoben. Den beiden wird vorgeworfen, unrechtmässig eine Zahlung von zwei Millionen Franken vom Weltfussballverband Fifa an den Chef des europäischen Fussballverbands Uefa, also an Platini, erwirkt zu haben.
Die BA wirft Blatter Betrug, Veruntreuung und allenfalls ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Urkundenfälschung vor. Platini soll sich wegen Betrugs, allfälliger Teilnahme an der Veruntreuung und der Teilnahme an der ungetreuen Geschäftsbesorgung als Gehilfe sowie der Urkundenfälschung schuldig gemacht haben.
Einer der Weltbesten
Der Franzose Platini galt in den frühen 1980er Jahre als einer der besten Fussballspieler der Welt. Drei Jahre in Folge wurde er in dieser Zeit zum allerbesten Fussballer Europas gewählt. Der «Maestro» gilt neben Zinédine Zidane (49) grösster französischer Ballkünstler auf dem grünen Rasen.
Weniger ruhmreich soll es zu und her gegangen sein, als der einstige Ausnahmefussballer und spätere Teamchef der französischen Nationalelf und Fussballfunktionär soll im Februar 2011 zwei Millionen Franken entgegengenommen haben. Wegen dieser Zahlung nahm die Bundesanwaltschaft Korruptionsermittlungen gegen ihn und Sepp Blatter, der die Zahlung veranlasst haben soll, auf.
Die Untersuchung der BA hat ergeben ergeben, dass Platini zwischen 1998 und 2002 für den damaligen Fifa-Präsidenten Blatter beratend tätig gewesen war. Für diese Beratertätigkeit sei 1999 in einem schriftlichen und sowohl von Blatter wie auch von Platini unterzeichneten Vertrag eine jährliche Entschädigung von 300'000 Franken vereinbart worden. Platini hat die mit dem Vertrag ausgemachten Entschädigungen jeweils der Fifa in Rechnung gestellt. Der Weltfussballverband hat diese dann jeweils beglichen.
Fifa sei geschädigt worden
Über acht Jahre nach Beendigung dieser Beratertätigkeit machte Platini eine weitere Forderung in der Höhe von zwei Millionen Franken geltend. Mit der Mithilfe Blatters sei Anfang 2011 eine entsprechende Zahlung von der Fifa an Platini ausgelöst worden, so die BA. Die von ihr an den Tag geförderten Beweise erhärten nun aber den Verdacht, dass diese Zahlung an den früheren Spitzenfussballer ohne Rechtsgrundlage erfolgte. Durch die Begleichung von Platinis Zwei-Millionen-Forderung sei die Fifa finanziell geschädigt worden. Und Platini habe sich so unrechtmässig bereichert.
Aus Sicht der BA haben die Beschuldigten mit dem geschilderten Vorgehen sich der eingangs ihnen vorgeworfenen Vergehen schuldig gemacht. Für die beiden Beschuldigten gilt bis zu einer allfälligen rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.
Sepp Blatter gibt sich gegenüber der Nachrichtenagentur SDA gelassen ob der Anklage gegen ihn und seinen einstigen Berater Platini. Die an den damaligen Uefa-Chef gegangenen zwei Millionen Franken seien «als verspätete Lohnzahlung korrekt deklariert, die AHV entsprechend abgerechnet und schliesslich von allen zuständigen Instanzen der Fifa gutgeheissen» worden, schrieb Blatter in einer Reaktion.
Zudem soll Platini die Zahlung an seinem Schweizer Wohnsitz ordnungsgemäss versteuert haben.
Keine Freunde gewesen
Blatter und Platini kämpfen also gemeinsam gegen die Bundesanwaltschaft? Das scheint derzeit so, doch die beiden lange als Rivalen um das Amt des Fifa-Präsidenten. Laut Medienberichten sollen die Ermittler gar vermuten, Blatter habe die Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini veranlasst, um ihn damit von einer Kandidatur für die Fifa-Spitze abzubringen.
Wegen der Zahlung hatte die Fifa-Ethikkommission Blatter und Platini 2015 suspendiert. Platini wurde danach für acht und Blatter für sechs Jahre für alle Tätigkeiten im Fussball gesperrt. Platini erhielt zudem eine Busse von 80'000 Franken. Seine Sperre wurde später auf vier Jahre reduziert.
Blatters Sperre war erst im März diesen Jahres wegen diverser Verstösse gegen das Ethikreglement – unter anderem Bonuszahlungen in der Höhe von 23 Millionen Franken – von der Fifa-Ethikkommission um weitere sechs Jahre und acht Monate verlängert. Ausserdem wurde er mit einer Busse von einer Million Franken belegt. SDA/pt