Seit ihrem Rücktritt im vergangenen Herbst ist es still geworden um alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf (60). Gestern aber gab die ehemalige BDP-Magistratin ein kurzes Comeback am Bildschirm und diskutierte im «Medienclub» auf SRF die «Trumpisierung» der Medien. Mit Blick auf den US-Wahlkampf im Schatten des New Yorker Milliardärs und Dauerprovokateurs Donald Trump ergründeten Moderator Franz Fischlin (53) und seine Gäste den Einfluss der Populisten auf die Berichterstattung – auch in der Schweiz.
Widmer-Schlumpf hat Anfang Jahr die USA besucht und erlebte das mediale Trommelfeuer der Trump-Kampagne. «Das kann ja nicht wahr sein», habe sie gedacht. «Er hat alles geschlagen, was man an Respektlosigkeiten und Bösartigkeiten rauslassen kann.» Allerdings, so die Bündnerin, nähme man Trump nun auch immer weniger ernst. «Ich hoffe, dass ein Erwachen durch Amerika geht.» Denn als Verhandler auf dem internationalen Parkett könne sie sich Trump nicht vorstellen.
Mit Blick auf ihre Karriere übte Widmer-Schlumpf auch Kritik an der Schweizer Presse. «Meine Wahrnehmung war, dass immer dieselben Platten und dieselben Fragen kamen», und meinte damit die Frage nach ihrem Rücktritt. Und: «Wir haben einen Teil dieser Amerikanisierung übernommen.» Sie sei sich nicht sicher, inwiefern hochkomplexe Themen wie eine Unternehmenssteuerreform III noch in Formaten wie der Polit-Sendung «Arena» verhandelt werden können. Und zu ihrem Leben abseits der politischen Bühne meinte sie nur: «Ich bin nicht traurig, dass ich nicht jeden Tag Gegenstand einer Beurteilung bin von irgendeinem Medium.»