Eveline Widmer-Schlumpf tritt ab
«Werde das Hüte-Konto für meine Enkel erhöhen»

Jetzt ist es raus! Eveline Widmer-Schlumpf räumt ihren Sitz im Bundesrat. Sie verkündet ihren Rücktritt mit einem Lächeln. Die Höhepunkte der Medienkonferenz.
Publiziert: 28.10.2015 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:25 Uhr
Aufgezeichnet von der BLICK-Bundeshausredaktion

Wann haben Sie den Rücktritts-Entscheid getroffen?
Ich werde auf Ende Jahr aus dem Bundesrat ausscheiden. Ich habe den definitiven Entscheid am Montag nach den Wahlen getroffen – und diesen meiner Partei dann mitgeteilt. Vertreter der Mitteparteien habe ich den Entscheid vor ein paar Tagen mitgeteilt. Über den Sommer habe ich mit meiner Familie intensive Diskussionen geführt, wann der richtige Zeitpunkt ist, um aus der Politik auszuscheiden.

Wieso der Rücktritt?
Ich habe intensive Jahre hinter mir. Seit etwa 30 Jahren mache ich Politik. Es ist einiges gelaufen in den letzten acht Jahren als Bundesrätin und auch zuvor als Bündner Regierungsrätin. Das hat Substanz gekostet. Mein Mann, meine beiden Töchter und mein Sohn haben dies in den letzten Monaten stark gespürt.

War der Sieg der SVP und die Verluste der BDP der Grund für ihren Abgang?
Nein, das Wahlergebnis war nicht ausschlaggebend. Aber es war mit ein Grund für den Entscheid. Ich habe meinen Rücktritt auch nicht abhängig von einer Zusammenarbeit der Mitteparteien gemacht.

Was werden Sie in Zukunft tun?
Ich werde das Hüte-Konto für meine Enkel erhöhen. Dieses ist etwas tief. Darauf freue ich mich am meisten. Ich werde Ihnen aber nicht sagen, was ich sonst noch mache. Sicher werden Sie von mir keine Erklärungen oder Kommentare zur Politik auf Bundesebene hören.

Wie erlebten Sie die Arbeit als Bundesrätin?
Der jetzige Bundesrat funktioniert hervorragend. Ich habe die Arbeit sehr gern gemacht. Doch diese Arbeit hat Substanz gekostet. Meine Familie hat dies in den letzten Monaten gemerkt. Meine Kraft ist überhaupt nicht aufgebraucht. Ich brauche sie aber jetzt für anderes, das ich auch noch machen möchte. Es ist ein grosses Privileg und eine Chance, in einer Exekutive tätig zu sein.

Hat es sich gelohnt, 2007 die Wahl in den Bundesrat anzunehmen und Christoph Blocher zu ersetzen?
Ich stelle mir die Frage in meinem Leben nie, ob es sich gelohnt hat oder nicht. Es ist wie es ist. Ich lebe so, dass ich etwas entscheide – und dann schaue ich vorwärts. Wenn ich etwas besser kann als andere – dann ist es loslassen. Man muss aufhören, wenn es noch Spass macht.

Was waren Ihre politischen Erfolge im Bundesrat?
Ich habe meine Arbeit nicht so ganz schlecht gemacht. Die Liste, der geglückten Vorlagen ist lang. In sehr vielen Fällen sind Kompromisse möglich gewesen, weil Parlamentarier ihre Parteiprogramme vergessen haben. Im Justizdepartment habe ich verschiedenste Reformen durchgebracht, beispielsweise die Aktienrechtsreform. Wir hatten interessante Einzelfälle – etwa den Fall Tinner. Es mag sich niemand mehr daran erinnern, aber meine Ferien waren im Eimer. Auch hatten wir 2008 die UBS-Rettung – ich war als Stellvertreterin von Hans-Rudolf Merz im Einsatz. 2010 habe ich ins Finanzdepartment gewechselt und die Finanzplatzstrategie, den automatischen Informationsaustausch und die Unternehmenssteuerreform aufgegleist.

Wie hat sich die Politik in den letzten acht Jahren verändert?
Es ist aggressiver und lauter geworden.

Was hoffen Sie für die Zukunft der Schweiz?
Es ist wichtig, dass Probleme nicht bewirtschaftet sondern gelöst werden. Ich hoffe, dass all die grossen Baustellen, und davon gibt es viele, gelöst werden. Damit nächste Generationen in unserem Land Perspektiven haben.

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