Schweizer Konsumenten werden von Modeketten richtiggehend abgezockt. Im Vergleich zu Deutschland kosten identische Kleider hier bis zu 64 Prozent mehr, wie BLICK berichtete. Auch im grenzüberschreitenden Online-Handel zahlen Schweizer drauf.
Unter anderem, weil sie keine Möglichkeit haben, bei deutschen Shops zu kaufen, sondern immer auf die teurere Schweizer Seite umgeleitet werden. Oder, weil ihre Kreditkarte vom ausländischen Online-Shop nicht akzeptiert wird.
«Geoblocking ist ein grosses Problem»
Möglich macht das das sogenannte Geoblocking. Diese Technik erlaubt es Online-Shops, zu erkennen, in welchem Land sich ein Käufer befindet – und entsprechende Massnahmen einleitet, um die Kaufkraft abzuschöpfen.
«Geoblocking ist ein grosses Problem» bestätigt Preisüberwacher Stefan Meierhans. «Wir wissen, dass in gewissen Fällen markant mehr bezahlt werden muss.»
Markant ist der Schweiz-Zuschlag etwa in folgendem Beispiel: Im Schweizer Online-Shop des Textilhändlers Walbusch kostet eine Coolmax-Herrenhose 139 Franken.
Deutsche Käufer zahlen für das identische Kleidungsstück 79.90 Euro. Auch beim schnell wachsenden Kleiderversandhändler Zalando ist ein Schweiz-Zuschlag fällig, wie die Sendung «10 vor 10» kürzlich berichtete.
EU plant Verbot
EU-Bürger haben es da besser. Zwar gibt es Geoblocking auch dort, aber jetzt plant die EU-Kommission ein Verbot dieser Benachteiligungen. Verbraucher sollen nicht länger durch unterschiedliche Preise oder Zahlungsbedingungen diskriminiert werden.
Schweizer Konsumenten dürfen hingegen weiter draufzahlen, denn ein EU-Verbot hätte keine Auswirkungen auf die Schweiz. Preisüberwacher Meierhans fordert daher, dass sich die Politik von der EU inspirieren lassen sollen.
«Ich würde es begrüssen, wenn Bundesrat und Parlament sich nun aktiv mit dem Problem Geoblocking und überhöhten Importpreisen befassen würden.» Entsprechende Vorschläge lägen zum Teil schon auf dem Tisch.
Konsumentenschützer setzen auf Initiative
Bei der Stiftung für Konsumentenschutz ist man da skeptischer. «Aufgrund der bisherigen Erfahrung sehe ich schwarz», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. Sie gehe nicht davon aus, dass sich Politik oder Wirtschaft von diesem fortschrittlichen Verhalten der EU-Kommission beeindrucken liessen.
Daher brauche es die Volksinitiative für faire Importpreise, die die SKS gemeinsam mit dem Verband Gastrosuisse und KMU-vertretern ausgearbeitet hat. Derzeit liegt der Initiativtext zur Vorprüfung bei der Bundeskanzlei, in der zweiten Jahreshälfte soll das Begehren lanciert werden.
Anbieter werden Preise anpassen
Stalder verspricht, dass die Initiative auch Auswirkungen auf den Online-Handel hätte: «Würde die Initiative angenommen, müsste die Wettbewerbskommission tätig werden, wenn die Schweizer Konsumenten nicht beliefert würden oder ungerechtfertigt mehr zahlen müssten. Wir gehen aber davon aus, dass die diverse Anbieter die Preise zuvor automatisch anpassen werden.»