Roger Köppel über den Wahltriumph der AfD
«Es gibt auch fragwürdige Exponenten»

Manch AfD-Politiker löst bei SVP-Nationalrat Roger Köppel (50) nur Kopfschütteln aus. Durch den Wahltriumph der AfD hofft er indes auf eine Änderung im «merkelschen Linkskurs».
Publiziert: 13.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:47 Uhr
Mag nicht jubeln: SVP-Nationalrat Roger Köppel.
Foto: Joseph Khakshouri
 Interview: Christof Vuille

BLICK: Herr Köppel, die AfD hat triumphiert. Jubeln Sie mit?

Roger Köppel*: Wieso sollte ich? Man muss die Sache analytisch anschauen. Das Establishment mit CDU und SPD wurde abgestraft. Die AfD, aber auch die FDP legten zu. Meine Hoffnung wäre, dass der merkelsche Linkskurs wieder etwas weniger links und dafür bürgerlicher würde.

Eine rechte Partei, die in Deutschland auf Anhieb so viele Stimmen macht: Das ist eine Revolution.

Nein, ich beobachte eine Normalisierung. In Deutschland gab es in den letzten Jahren mehrere Regierungswechsel, aber keine Politikwechsel, nur einen fortgesetzten Linksdrall unter Merkel. Demokratie aber braucht Vielfalt, keine Einfalt. Es war eine Frage der Zeit, bis sich rechts Alternativen ergeben.

Vielleicht ist es auch eine Frage der Zeit, bis eine reine Protest­partei wie die AfD wieder verschwindet.

Das kann sein. Die AfD ist noch nicht gefestigt. Es gibt intelligente Leute dort, aber auch fragwürdige Exponenten, bei denen man als Schweizer nur den Kopf schüttelt. Wer die AfD ­allerdings in die Nazi-Ecke stellt, verharmlost die richtigen Nazis und schürt Extremismus. Wir werden sehen, wie viel Substanz die AfD hat.

Kennen sich aus deutschen Talkshows: Köppel (r.) mit Frauke Petry (mit Jupe) bei «Maischberger» im Januar 2016.

Frauke Petry ist Feuer und Flamme für die Schweiz – und bezeichnet die SVP als Vorbild.

Deutschland ist eine noch sehr junge Demokratie. Daher freut es mich, wenn sich deutsche Politiker an der alten Demokratie Schweiz und an der urdemokratischen SVP ­orientieren. Frau Petry möchte mehr direkte Demokratie, wie sie mir einmal sagte. Ich fände es gut, wenn in Deutschland die Bürgerinnen und Bürger mehr zu sagen hätten. Mehr direkte Demokratie ist das Gebot der Stunde in der ganzen EU. 

Was bedeutet der Ausgang für die deutsche Flüchtlingspolitik?

Ich finde Merkels Politik falsch, aber ich konnte sie vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte nachvollziehen. Frau Merkel ist intelligent. Vermutlich wird sie jetzt eine vernünftigere Migrationspolitik betreiben, um nicht noch mehr Stimmen an die Rechten zu verlieren. Ich traue ihr das zu.

* SVP-Nationalrat Roger Köppel (50) ist Chefredaktor und Verleger der «Weltwoche» sowie designierter Dossierverantwortlicher für die Europapolitik der SVP. AfD-Chefin Frauke Petry kennt er aus deutschen Talkshows persönlich.

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