Medikamente kosten in der Schweiz weiterhin deutlich mehr als in den Nachbarländern. Für Generika muss gar der doppelte Preis bezahlt werden. Mit dem Erstarken des Frankens sind Medikamente in der Schweiz im vergangenen Jahr noch einmal teurer geworden als im Ausland.
Das ergab der gemeinsame Auslandpreisvergleich des Krankenkassenverbandes Santésuisse und von Interpharma, des Interessenverbandes der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz, der am Dienstag in Bern vorgestellt wurde.
Die 250 umsatzstärksten patentgeschützten Originalpräparate der Spezialitätenliste waren bei einem vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) angewandten Wechselkurs von 1,07 Franken zu einem Euro im Ausland im Durchschnitt 8,8 Prozent günstiger als in der Schweiz.
Sie machen den Löwenanteil aller im ambulanten Bereich konsumierten Medikamente aus. Die grössere Preisdifferenz im Vergleich zum Vorjahr (6,9 Prozent) sei auf die Wechselkursentwicklung zurückzuführen, hiess es.
Grösste Preisdifferenz bei Generika
Patentabgelaufene Originalpräparate kosten im Ausland 15,4 Prozent weniger als in der Schweiz. Am grössten sind die Preisdifferenzen bei Generika, also Nachahmerprodukten mit Wirkstoff des Originalpräparates. Diese sind in den europäischen Vergleichsländern durchschnittlich 48,4 Prozent günstiger als in der Schweiz, womit die Preisdifferenz zum Vorjahr noch einmal um knapp 5 Prozent gewachsen ist.
Neu wurden die Preisunterschiede von sogenannten Biosimilars, Generika von biologisch hergestellten Arzneimitteln, verglichen. Diese sind im Ausland durchschnittlich 33,5 Prozent günstiger als in der Schweiz.
Dabei sieht Interpharma-Geschäftsführer René Buholzer die Medikamente nicht als Kostentreiber im Gesundheitswesen. Diese machten seit Jahren lediglich 12 Prozent des gesamten Kostenvolumens aus, wie er in einer Mitteilung von Interpharma und Santésuisse zitiert wird.
Teurer zu stehen komme die Patientinnen und Patienten die Verzögerung bei der Aufnahme innovativer Medikamente auf die Spezialitätenliste, so Buholzer. Hier herrsche akuter Handlungsbedarf.
Hunderte Millionen Franken
Die Medikamentenpreise wirken sich laut Santésuisse-Vizedirektor Christoph Kilchenmann direkt auf die Krankenkassenprämien aus. Bei den patentgeschützten Medikamenten seien es rund 300 Millionen Franken mehr als in den Vergleichsländern, bei Generika und Biosimilars 350 Millionen Franken. Kilchenmann gibt dem Parlament die Schuld dafür – dieses habe es versäumt, an diesem Zustand etwas zu ändern.
Beim bereits 13. Auslandpreisvergleich wurden die Fabrikabgabepreise in der Schweiz mit denjenigen in Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, den Niederlanden, Österreich und Schweden für patentgeschützte und patentabgelaufene Originalpräparate sowie Generika und Biosimilars verglichen.
Bei den patentgeschützten Präparaten wurden die Schweizer Preise vom April 2022 verglichen, bei den patentabgelaufenen Originalprodukten, den Generika und Biosimilars die Preise vom Februar 2022. (SDA)