Wenn der Aussteller und der Sammler für das gleiche Bild schwärmen, gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten. Entweder der finanziell potente Sammler finanziert seine Ausstellung selber und der dafür Verantwortliche redet dem Geldgeber nach dem Maul. Oder aber beide vereint die gleiche Leidenschaft für ein aussergewöhnliches Kunstwerk. Im Fall von Christoph Blocher ist dies ein klarer Fall: Der alt Bundesrat hat keinen Rappen für die Ausstellung bezahlt und auch keinen Einfluss darauf genommen, welche seiner rund 500 Werke nun im rennommierten Museum Oskar Reinhart in Winterthur ZH ausgestellt werden, dessen Familie bereits Künstler wie Ferdinand Hodler unterstützt hatte. Es sticht die zweite Deutungsvariante. Albert Ankers «Bildnis eines Mädchens» aus dem Jahre 1886 ist schlicht «das Lieblingsbild» von Museumsdirektor Marc Fehlmann, wie er kürzlich der «Weltwoche» verriet. Und bei Blochers an der Wand hat dieses Werk einen privilegierten Platz. Gewöhnlich hängt es im Esszimmer, schräg vis-à-vis vom Sitzplatz des Hausherrn. So hat der alt Bundesrat diesen Anker immer im Blick.
Zum Kunstsammler wurde Christoph Blocher in der Frühphase seiner politischen Laufbahn. In den späten 1970er- Jahren sass er für die SVP im Gemeinderat von Meilen ZH. Dort lernte er den Gründer der Zürcher Sotheby’s-Niederlassung kennen, Jürg Wille – ein Enkel Ulrich Willes, General der Schweizer Armee im Ersten Weltkrieg. Der Auktionator spezialisierte sich auf Schweizer Kunst, und bei ihm ersteigerte der junge Christoph Blocher das erste Werk seiner Sammlung: Albert Ankers Kohlezeichnung «Knabe mit Brot und Korb».
Die Ausstellung findet vom 11. Oktober bis 31. Januar 2016 im Museum Oskar Reinhart in Winterthur statt.