Auf die Abwahl folgte die Funkstille: Oskar Freysinger, sonst nie um einen Kommentar verlegen, hat die Öffentlichkeit in den vergangenen Monaten gemieden. Die Homepage des Ex-Nationalrats ist seither nicht mehr erreichbar, auf Twitter und Facebook hat er seit Wochen nichts mehr gepostet. Einzig an der Mitgliederversammlung der Aktion für eine unabhängige Schweiz (Auns) vergangenen Mai hatte Freysinger einen kurzen Auftritt. Dann ging er wieder auf Tauchstation.
Bis jetzt. Erstmals seit seiner Abwahl aus dem Regierungsrat vergangenen März gibt Freysinger ein Interview. Anlass des Gesprächs: die Flüchtlingskrise in Europa. «Schengen-Dublin ist tot», sagt Freysinger in Bezug auf die Ankündigung Österreichs, eventuell wieder Grenzkontrollen einführen zu wollen. Wenn sich die Grenzen an einem Ort schliessen würden, führe dies bei den noch offenen zu einem massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen. «Um nicht überschwemmt zu werden, wird auch die Schweiz die Grenzen schliessen müssen.»
Am Rande schimpft Freysinger zudem über den ehemaligen FC-Sion-Spieler Chadrac Akolo, der als Flüchtling in die Schweiz gekommen war und sich entschlossen hatte, lieber für den Kongo als für die Schweizer Nati zu spielen. Das zeige, dass Akolos Asylgesuch nicht berechtigt gewesen sei, meint Freysinger. Er zweifelt am Integrationswillen des Profifussballers und wirft Akolo indirekt vor, ein Schmarotzer zu sein.
Mit Gedichten provoziert
Veröffentlicht worden ist das Interview auf dem Westschweizer Internetportal «La Pravda», das der Genfer Jung-SVPler Joseph Navratil (31) 2015 ins Leben gerufen hat. Im selben Jahr war dieser kurzzeitig aus der Partei ausgeschlossen worden, nachdem von ihm Fotos publik geworden waren, die ihn halbnackt mit einer Kalaschnikow posierend zeigten.
Auch Freysinger sorgte in der Vergangenheit für manch einen Skandal. Seine Waffe sind die Worte. So schoss der Autor mehrerer Bücher und Gedichtbände mehrfach in Reimform gegen jene, die seinen Zorn auf sich zogen. Und das weit unter der Gürtellinie.
Ist das Interview nun ein erster Schritt zurück ins mediale Scheinwerferlicht? Oder einfach ein kleiner Freundschaftsdienst unter welschen Parteikollegen, der die Ausnahme bleiben wird? Die Frage bleibt unbeantwortet. Auf eine Anfrage von BLICK hat Freysinger das getan, was er aktuell am besten zu können scheint: geschwiegen. (lha)