Pascal Couchepin (FDP) lächelt: «Ich bin sehr glücklich. Frédéric Favre habe zwar wenig politische Erfahrung, dafür viel Erfahrung im realen Leben. «Die Walliser wollten frisches Blut in der Regierung», sagt der alt FDP-Bundesrat, der die Wahlen in seiner Heimat aus dem Libanon verfolgte, zu BLICK.
Er hoffe, dass Freysinger diesen Tag verdauen könne, so Couchepin weiter. «Die Abwahl ist aber gut fürs Wallis!»
Es ist ein politisches Erdbeben. Oskar Freysinger ist der erste abgewählte Walliser Staatsrat seit 80 Jahren. Mit 42'520 Stimmen wurde er nur sechster und verpasste die Wahl um gut 2000 Stimmen. Der 57-Jährige fliegt somit nach nur vier Jahren wieder aus der Regierung. Freysinger habe sich «sehr enttäuscht aber auch befreit gezeigt», so SVP-Wallis-Präsident Franz Ruppen.
Rechtsaussen-Auftritte abgestraft
Für ihn Freysingers Schlappe auf verschiedene Gründe zurückzuführen – und auch selbstverschuldet. «Vor allem die Strategie mit der Spaltung der CVP war falsch», sagte Ruppen. Auch seine Auftritte im Ausland bei rechtspopulistischen Parteien hätten die Wähler nicht goutiert, so Ruppen.
Er rechnet damit, dass die Wahlniederlage die politische Karriere von Freysinger beenden wird.
Ausser dem Vize-Präsidium der SVP Schweiz verfüge Freysinger über keine politischen Mandate mehr. Bei der SVP Wallis, die Oskar Freysinger viel zu verdanken habe, stehe nun ein Generationenwechsel an, so Ruppen weiter.
Freysinger wollte sein Leben «neu erfinden»
Die Ohrfeige war absehbar. Schon im ersten Wahlgang landete der bestegewählte Staatsrat 2013 nur auf dem sechsten Platz. Für BLICK war Freysinger nicht erreichbar. Vor zehn Tagen sagte er zu einer möglichen Abwahl: «Wenn es nicht reichen sollte, erfinde ich mein Leben neu». Es sei möglich, dass er sich ganz aus der Politik verabschiede. «Ich habe genug gelitten. Seit 20 Jahren gehe ich durch die Hölle.»
Der 37-jährige Favre und Freysinger lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wobei der SVP-Mann bis kurz vor der Ziellinie die Nase vorne hatte. Dann das Herzschlagsfinale: Die Gemeinde Martinach hatte fertig ausgezählt – und Freysinger fiel erstmals zurück. Zum Schluss folgte der Hauptort Sion – und besiegelte Freysingers Schicksal.
Die neue Kantonsregierung wird in der nächsten Legislatur wieder aus drei CVP-, einer SP- und einer FDP-Vertretung bestehen. Mit den besten Resultaten gewählt wurde Roberto Schmidt (CVP, neu) mit 59'616 Stimmen. Gefolgt von Jacques Melly und Christophe Darbellay auf Platz 3.
Der ehemalige Präsident der CVP Schweiz erzielte im ersten Wahlgang das Topergebnis. Seinen Sitz hatte er als einzig verbleibender Unterwalliser bereits auf sicher. «Das ist eine Niederlage für den Populismus", so Darbellay. Mit Blick auf die Kräfteverhältnisse im Grossen Rat sprach er von einer «idealen Regierung».
Die Schlussresultate | Partei | Stimmen |
Roberto Schmidt | CVP, neu | 59'616 |
Jacques Melly | CVP, bisher | 57'582 |
Christophe Darbellay | CVP, neu | 54'338 |
Esther Waeber-Kalbermatten | SP, bisher | 53'990 |
Frédéric Favre | FDP, neu | 44'644 |
Nicht gewählt | ||
Oskar Freysinger | SVP, bisher | 42'520 |
Stéphane Rossini | SP, neu | 40'429 |
Ein Glanzresultat erzielte auch die bisherige SP-Regierungsrätin Esther Waeber-Kalbermatten. Sie erhielt 53'990 Stimmen und platzierte sich vor Favre auf dem vierten Rang. Die grosse Überraschung dieser Wahlen ist der politische Quereinsteiger Frédéric Favre. Der Personalchef der Migros Wallis ist erst 37-jährig. Er wurde mit 44'644 Stimmen gewählt.
Der zweite SP-Kandidat, Stéphane Rossini, musste mit dem siebten und letzten Platz vorlieb nehmen. Der frühere Nationalratspräsident kam auf 40'429 Stimmen. Für ihn beginne jetzt ein «Leben ohne Politik». Das Wallis sei nicht reif für zwei Sozialdemokraten in der Regierung.