Erste Erfahrungen sind positiv
Kaum Beschwerden bei neuen Asylzentren

Soll ein einer Gemeinde eine Unterkunft für Flüchtlinge eingerichtet werden, ist Widerstand vorprogrammiert. Dabei sind die Erfahrungen danach meist positiv.
Publiziert: 25.07.2015 um 22:39 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:46 Uhr
Asylbewerber in der ehemaligen Kaserne in Losone.
Foto: Keystone
Christof Vuille, Ruedi Studer, Simon Marti

Fast 12'000 Menschen ersuchten die Schweiz im ersten Halbjahr 2015 um Asyl. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Und die Zahlen dürften weiter steigen, ist die Überquerung des Mittelmeers im Sommer doch einfacher als in der kalten Jahreszeit.

Die Unterbringung der Flüchtlinge wird für viele Kantone zum Problem – geeignete Unterkünfte fehlen. Und wenn eine gefunden wird, leistete die lokale Bevölkerung in den letzten Jahren und Monaten Widerstand, weil sie um ihre Sicherheit fürchtet.

Blick.ch hat Gemeinden, die mit ihrem Widerstand für Schlagzeilen sorgten, gefragt, wie die Situation heute aussieht. Das Resultat: In den allermeisten «Hotspots» ist das Miteinander zwischen Asylsuchenden und Einheimischen kein Problem. 

In Laax GR etwa sorgte die Umnutzung des ehemaligen Drei-Sterne-Hotels «Rustico» in ein Asylzentrum für Widerstand. Die Gemeinde bekämpfte dieses bis vors Bundesgericht – und verlor. Seit fast einem halben Jahr ist das Asylzentrum in Betrieb.

«Leise und anständig»

«Es ist bald voll besetzt mit rund 100 Asylsuchenden – und es gibt bisher keine nennenswerten Probleme oder Reklamationen», sagt Augustin Calivers, der Verbindungsmann der Gemeinde zum Asylzentrum. «Das Zentrum wird gut geführt, die Heimleitung hat die Bewohner im Griff und diese verhalten sich anständig.»  Derzeit seien viele junge Eritreer im Zentrum untergebracht, so Calivers.

Ähnlich tönt es in der Berner Gemeinde Hasle. Im Ortsteil Schafhausen sind über 100 Asylbewerber untergebracht. Die Einwohner leisteten erbitterten Widerstand gegen die Umnutzung des Schulhauses.

«Wir haben mit den Flüchtlingen gute Erfahrungen gemacht», sagte Gemeindepräsident Walter Scheidegger (SVP) der «Schweiz am Sonntag». Natürlich gebe es Hemmungen, Ängste auch, gerade bei älteren Einwohnern. «Und im Sommer, wenn die Leute aus der Unterkunft länger draussen sind, steigt auch der Lärmpegel.» Doch: «Die Bevölkerung merkt, dass das mit den Asylsuchenden nicht so schlimm ist, wie viele befürchtet hatten.»

Asylsuchende helfen in den Gemeinden

Inzwischen helfen die Heimbewohner bei der Abfallentsorgung in der Gemeinde mit, auch am kantonalen Jodlerfest im Juni waren Asylsuchende im Einsatz. Muss Gemeindepräsident Scheidegger deswegen auf die Barrikaden? «Das Flüchtlingsdrama ist international verursacht», sagt er. «Wir hätten schon darauf beharren können, dass unser altes Schulhaus weiterhin leer steht, aber wem wäre damit geholfen? Irgendwo müssen diese Leute ja hin.»

Auch in der grössten Schweizer Stadt seien die Reaktionen aus der Bevölkerung positiv, sagt der Zürcher Stadtrat Raphael Golta (SP). Es sei der Stadt wichtig, dass die Asylbewerber in Kontakt zu den Anwohnern treten. So etwa beim grossen Bundeszentrum in Altstetten: «Sie helfen zum Beispiel in einem Velo-Verleih mit. Das hilft Vorurteile abzubauen.»

Natürlich gebe es immer kritische Stimmen, bevor ein Zentrum entsteht. «Unsere Erfahrung ist aber, dass, wenn die Leute erst einmal da sind, es kaum Probleme gibt.» Zürich habe dabei als Schmelztiegel sicherlich einen Vorteil.

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