Die Impfquote in der Schweiz dümpelt mit etwas mehr als 60 Prozent doppelt Geimpften immer noch auf tieferem Level. Grosse Hoffnungen lagen daher auf dem Janssen-Impfstoff von Johnson & Johnson, der in der Schweiz seit dem 5. Oktober zu haben ist. Zum einen gibt es Menschen, die auf die bisherigen Impfstoffe allergisch reagieren, zum anderen solche, die den neuartigen mRNA-Impfstoffen misstrauisch gegenüberstehen.
Letztere Gruppe ist deutlich grösser. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet mit nur etwa 100 Personen schweizweit, die tatsächlich auf Bestandteile der zwei mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Moderna allergisch reagieren. Bestellt sind aber 150'000 Dosen des sogenannten Vektorimpfstoffes von Janssen. Dieser hat den Vorteil, dass nur eine Dosis nötig ist.
Weniger als 5000 Dosen verspritzt
Trotzdem: «Vielerorts ist die Nachfrage begrenzt», sagte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey an der wöchentlichen Medienkonferenz des BAG. Möglich sei, dass Personen, die angegeben haben, sich nicht mit den mRNA-Impfstoffen und stattdessen mit dem Vektorimpfstoff von Johnson & Johnson impfen zu lassen, doch generell impfkritischer seien. Aber das sei nur eine Hypothese.
Tatsächlich ist erst ein Bruchteil der Impfdosen weg. Stand Dienstag wurden laut BAG erst 4750 Dosen verabreicht. Blick hat bei einer Reihe von Kantonen nachgefragt. Die Zahlen zeigen: Je nach Kanton ist die Nachfrage nach dem Alternativ-Impfstoff unterschiedlich hoch.
Viele Anmeldungen in Schaffhausen
Verhältnismässig hoch ist etwa die Nachfrage im Aargau und im Thurgau. Beide Kantone haben jeweils für rund 14 Prozent ihrer zugeteilten Janssen-Impfdosen Termine vergeben. Auch in Schaffhausen, wo neben 100 bereits gespritzter Dosen schon 250 Anmeldungen eingegangen sind, ist die Nachfrage hoch – das entspricht schon fast einem Drittel der Lieferung.
Im Wallis oder den beiden Basel dagegen ist erst jede zehnte Dosis reserviert. Der Ansturm hält sich in Grenzen: Basel-Stadt redet von «zurückhaltendem Interesse», während in Baselland von 500 aufgeschalteten Impfterminen 360 vergeben sind.
Andere Kantone rechnen aber nicht mit Terminen, sondern mit den effektiv bereits verabreichten Dosen. Appenzell Innerrhoden etwa hat 17 Prozent seiner Janssen-Ladung schon verspritzt. Allerdings habe man «erwartet, dass die Nachfrage etwas grösser ist», so eine Sprecherin. Rund jede zehnte Janssen-Spritze ist im Kanton Zug schon gesetzt, ein paar Prozentpunkte tiefer liegt die Waadt: 895 der gelieferten 13'400 Dosen sind verabreicht.
Zürich und Bern bei den Spätzündern
Zürich oder St. Gallen wiederum haben Allergikern den Vortritt gelassen und fangen erst in diesen Tagen an, Janssen auch der breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen. Auch der Kanton Bern hat erst diese Woche damit begonnen, mit 476 gespritzten Dosen bei einer Ladung von 18'000 Stück sind die Lager noch gut gefüllt.
Die Allergiker sind auch hier rar: In St. Gallen etwa gab es Stand Dienstag erst zehn Anmeldungen von Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht mit mRNA-Impfstoffen impfen lassen konnten.