Sonderbar wirkte die Frage des Reporters: «Reist Sepp Blatter nun noch an die Frauen-WM nach Kanada?», so ein BLICK-Journalist vor einer Woche am Fifa-Hauptsitz in Zürich. Stunden zuvor waren im Hotel Baur au Lac sieben Fifa-Funktionäre verhaftet worden. Zweitrangig schienen da Reisepläne des Fifa-Präsidenten. Der meist souveräne Fifa-Sprecher Walter de Gregorio (50) stutzte. «Klar geht der Präsident nach Kanada, zwar nicht an die Eröffnung, aber ans Finale.» Blatter habe mit all dem nichts zu tun. «Er ist überhaupt nicht beteiligt.»
Heute morgen tönt es anders: «Sepp Blatter wird vorerst bestimmt nirgendwohin ausreisen», lässt de Gregorio über den «Tages-Anzeiger» verlauten. Die Frauen-WM in Kanada findet wohl ohne ihn statt.
Der Gesinnungswandel zeigt, wie ahnungslos die Fifa vor Wochenfrist noch war, wie sehr sie die gnadenlose Wucht der US-Justiz unterschätzt hat.
Neu lautet die Frage: Verlässt der 79-jährige Blatter jemals wieder die Schweiz?
Denn der Walliser steht selbst im Fokus der US-Ermittlungen gegen den Weltfussball. Ins Visier genommen haben ihn das FBI sowie Staatsanwälte – «in Sachen Korruption», berichtet die «New York Times».
Was heisst das für den quirligen Sport-Funktionär? Im für Blatter guten Fall wollen die Amerikaner ihn als Zeugen befragen. Im schlechten Fall haben sie genug in der Hand und reichen gegen ihn eine Strafanzeige ein. Dann würden sie ihn zu einer ersten Anhörung vor ein US-Gericht einladen. Erschiene er dort nicht, schrieben sie ihn zur Fahndung aus – faktisch ein Reiseverbot. Vor allem garstige Länder wie Nordkorea, Saudi Arabien oder Kasachstan liefern keine Flüchtigen in die USA aus.
Blatter droht, was dem Ex-UBS-Banker Raoul Weil (55) widerfuhr. Die USA schrieben ihn 2009 zur Fahndung aus, wegen angeblicher Beihilfe zum Steuerbetrug. Als er im Oktober 2013 in Bologna ins Hotel eincheckte, verhafteten ihn Carabinieri und lieferten ihn in die USA aus. Ein Gericht in Florida sprach ihn frei. Heute ist er ein freier Mann.
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