Es war still geworden um Hans-Rudolf Merz, nachdem der FDPler vor sechs Jahren als Bundesrat zurücktrat. Merz hielt sich zurück, ging es um politische Stellungnahmen zu aktuellen Themen. Und auch zu seinem Privatleben äusserte sich der alt Bundesrat nicht. Bis heute.
Im Interview mit der «NZZ» erzählt Merz erstmals von seinem Leben seit dem Rücktritt – eine Zeit, die wohl die schwierigste Phase seines Lebens werden sollte. Denn noch im Jahr seines politischen Abgangs erkrankte Gattin Roswitha an Alzheimer. Am 2. März erlag sie im Alter von 74 Jahren der Krankheit.
«In den letzten sechs Jahren war es mein Lebensinhalt, meine Frau zu betreuen, später zu pflegen und am Schluss dann im Heim zu begleiten. Sie hatte oberste Priorität», sagt der 73-Jährige. Physisch wie auch psychisch sei die Zeit «äusserst kräftezehrend» gewesen. «Alzheimer ist eine brutale Krankheit, auch für die Angehörigen.»
Rückblickend betrachtet sei er allerdings froh, seine Frau so eng begleitet zu habe. Trotz «allem Schlimmen hatten meine Frau und ich zwischendurch auch schöne und humorvolle Momente», erzählt der alt Bundesrat.
Roswitha hatte sich auf Zeit nach Rücktritt gefreut
Merz blickt auf eine 53-jährige Ehe mit der deutschen Künstlerin zurück. Seine Frau Roswitha stand ihm zur Seite, als Merz im Herbst 2008 einen Herzstillstand erlitten hatte. Sie freute sich auf die Zeit nach dem Rücktritt ihres Mannes, wie sie 2010 in einem Interview mit der «Schweizer Illustrierten» sagte.
«Es war an der Zeit, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt, dass ich und mein Mann das alte Leben wieder aufnehmen, das nicht getrieben ist von der politischen Agenda, das ohne Dauerbeobachtung der Medien stattfindet», sagte sie. Es sollte eine kurze Phase des Durchatmens werden. (lha)