Er motzt über SBB
Köppel sorgt mit Gaga-Tweet für Kopfschütteln

SVP-Nationalrat Roger Köppel behauptet, die Zuwanderung sei daran schuld, dass im Zug eine Anzeigetafel nicht funktioniert. Wie bitte?
Publiziert: 02.09.2019 um 12:05 Uhr
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Roger Köppels Tweet löste zahlreiche ungläubige Kommentare aus.
Foto: Twitter

SVP-Nationalrat und Ständeratskandidat Roger Köppel (54) ist im Wahlkampf-Modus. Seit Wochen tourt der «Weltwoche»-Chefredaktor durch den Kanton Zürich, hat eigene Käppis herstellen lassen und feuert Twitter-Salven ab. Ja sogar aus Hudelwetter und einer sonntäglichen Zugfahrt versucht er, politisches Kapital zu schlagen – wobei Letzteres gerade für reichlich Kopfschütteln sorgt.

So veröffentlichte er gestern Nachmittag via Twitter das Foto eines leeren Displays in einem SBB-Zug, auf dem normalerweise die nächste Haltestelle angezeigt wird. Für Köppel ist klar, was, beziehungsweise wer dafür verantwortlich ist: «Missmanagement und migrationsbedingte Überlastung richten unsere einst ruhmreichen Bundesbahnen zugrunde», so der SVP-Politiker.

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Mike Müller spottet

Ausländer sind schuld, wenn im Zug eine digitale Anzeige nicht funktioniert? Da kommen selbst die abgebrühtesten Köppel-Kritiker ins Staunen. Komiker Mike Müller (55) spottet: «Unsere einst ruhmreichen Bundesbahnen – als die Anzeigetafeln noch aus Kruppstahl waren und der Heizer auf der Lok aussah wie ein Migrant aus Schwarzafrika.»

«Die Kausalkette müssten Sie kurz erläutern», bittet ein anderer User. «‹Migrationsbedingt können die SBB keine Displays mehr warten› – sind die guten Techniker wegen der unangenehmen Stimmung im Land ausgewandert?»

SVP will SBB zum Sparen zwingen

Vielleicht, kann man weiter spekulieren, hatte das SBB-Personal auch schlichtweg noch keine Zeit, sich um das Problem – oder eher: Problemchen – zu kümmern. Stichwort: Spardruck. Dabei ist es ausgerechnet die SVP, die will, dass die SBB den Gürtel noch enger schnallen. In einem Positionspapier zur Verkehrspolitik, das die Partei diesen Mai vorgestellt hat, stellt die Partei die Forderung, dass die SBB wirtschaftlicher werden und weniger Quersubventionen erhalten sollten. Stattdessen soll mehr Geld in den Ausbau der Autobahnen fliessen.

Eine Forderung, die die SVP eventuell noch einmal überdenken sollte. Beim Autofahren lässt sich schliesslich im Gegensatz zum Zugfahren nur sehr schlecht twittern. (lha)

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