Im Zentrum der wirren Spionage-Affäre um Bankdaten steht Daniel M.*. Am Freitag wurde er aufgrund eines vom deutschen Bundesgerichtshof ausgestellten Haftbefehls in Frankfurt am Main (D) verhaftet. Doch wer ist der mysteriöse Schweizer Spion, der nun in Mannheim in Untersuchungshaft sitzt?
Im Jahr 2000 taucht Daniel M. in die Bankenwelt ein. Er wurde damals von der UBS als Sicherheitsbeauftragter angeworben. Zuvor war M. 16 Jahre in verschiedenen Aufgaben für die Zürcher Polizei tätig – zuletzt als Experte in der Spezialeinheit gegen organisiertes Verbrechen. Wie der «Tages Anzeiger» 2015 schrieb, war er da «ein Mann für heikle Fälle». Dabei soll er angeblich auch als Undercover-Agent in Südamerika Drogenkartelle infiltriert haben.
Sicherheitsmann der UBS
Bei der UBS leitete M. das globale Krisenmanagement-Team und war, wie das Magazin «Bilanz» 2015 schrieb, zuständig für die Sicherheit von Veranstaltungen und Personen. Dazu gehörten auch die damaligen Spitzenleute Marcel Ospel und Oswald Grübel.
Seinem Lebenslauf ist zu entnehmen, dass er von der UBS auch mit zusätzlichen Ermittlungen, mit Betrugsprävention und der Verhinderung von Geldwäscherei beauftragt war. Daniel M. hatte somit Zugang zu ganz sensiblen Daten der Bank.
2010 gründete M. eine Unternehmensberatung. Seine Zürcher Firma unterstütze weltweit Privatbanken, Anwälte, Treuhänder und Private in sicherheitsrelevanten Themen, heisst es in seinem Lebenslauf, der BLICK vorliegt. Dabei konnte M. auf sein über Jahre ausgebautes, weltweites Netzwerk zu anderen Privatermittlern und Sicherheitsberatern zurückgreifen.
Geheime Bankdaten verkauft
Vier Jahre später wurde der Ex-UBS-Sicherheitsmann wegen illegaler Machenschaften enttarnt. Wie die «Bilanz» berichtete, wurden Ermittlungen der Bundesanwaltschaft gegen M. durch einen Hinweis eines Spitzenjuristen der UBS eingeleitet. Daniel M. stand im Verdacht, geheime Bankdaten weitergereicht zu haben. Damit soll er gegen das Bankgeheimnis verstossen haben. Bei den mutmasslichen Auftraggebern handelte es sich laut «Bilanz» um zwei deutsche Privatermittler. Die genauen Beweggründe der Auftraggeber blieben jedoch im Dunkeln, schreibt das Magazin.
Am 2. Februar 2015 griffen Beamte in Zivil den Ex-Polizisten vor dem Hotel Savoy in Zürich auf. Der Vorwurf der Bundesanwaltschaft: wirtschaftlicher Nachrichtendienst. Wie die «Bilanz» schreibt, zeigte sich «der drahtige Mittfünfziger» in Untersuchungshaft «überaus kooperativ und umgänglich». Er habe schliesslich seine Taten eingestanden. Bald darauf ist M. wieder auf freiem Fuss. Wie die «Bilanz» schreibt, soll es sich bei den übermittelten Daten um Fälschungen gehandelt haben. Trotzdem ist das Verfahren der Schweizer Bundesanwaltschaft gegen ihn noch im Gange.
Für wen Daniel M. ab 2015 alles tätig war, ist nebulös. Klar ist, dass sein Name auch auf der Lohnliste einer deutschen Sicherheitsberatungsfirma steht. Nun wurde der Schweizer Sicherheitsspezialist über Nacht zum Promi – wenn auch gesichtslos.
* Name der Redaktion bekannt