Erst in Kiew, nun im Kreml. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban (61) inszeniert sich gerade als Friedensmissionar. Vergangenen Dienstag besuchte er den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (46) in seinem Palast, am Freitag dann traf er überraschend in Moskau ein.
Teil seiner Entourage: Der «Weltwoche»-Chefredaktor und ehemalige SVP-Nationalrat Roger Köppel (59). Aus dem Kreml berichtet er auf seinem Youtube-Kanal von der Stippvisite – und schwärmt unter anderem von den imposanten Räumlichkeiten in Wladimir Putins (71) Präsidentenpalast und den «blitzblanken» Strassen, die er aus dem Autofenster gesehen hat, als auch er per Polizeieskorte in die Innenstadt chauffiert wurde.
Köppel schwärmt von Orban
Er sei als Teil der ungarischen Delegation in einer Militärmaschine nach Russland geflogen, erzählt Köppel. Wie dies zustandekam, ist unklar. Der Journalist jedenfalls ist grosser Bewunderer des Mannes, den der «Spiegel» einst als «Europas rechter Rüpel» betitelte. Die Weltwoche hingegen spricht von Orban als «Glücksfall für Europa». Vergangenen Herbst hatte Köppel den Ungarn für eine Veranstaltung nach Zürich geholt.
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Orban soll, wie Köppel berichtet, Putin seit 2009 schon 14-mal getroffen haben. Köppel war vergangenes Jahr zuletzt in Moskau, wo er einen sanktionierten Putin-Propagandisten besucht hatte.
Heftige Kritik an Moskau-Reise
Nun lässt sich Köppel für Orbans Propaganda einspannen. Dessen Besuch in Kiew erfolgte einen Tag, nachdem Ungarn für ein halbes Jahr die Präsidentschaft des EU-Ministerrats übernommen hat. Der Trip in die Ukraine und insbesondere zu Putin sorgt in der EU für scharfe Kritik, weil Brüssel und die anderen EU-Staaten darüber offenbar im Vorfeld nicht informiert worden waren.
Das kümmert Köppel nicht. Seiner Meinung nach zeigt Orban der Schweiz im Hinblick auf Friedensverhandlungen, «wie man es richtig machen muss». Er habe die Möglichkeit gehabt, mit hochrangigen Funktionären und Politikern etwas Smalltalk zu führen – und habe den Russen dabei erklärt, dass die Schweiz weiterhin neutral sei.
Auch die Russen haben sich, so berichtet Köppel, offenbar über den Schweizer im Schlepptau Orbans gewundert.