Die Ferienwohnung von Susanne Leutenegger Oberholzer (SP), die serbische Putzfrau von Hans Fehr (SVP), das Eigenheim samt Umschwung von Ecopop-Initiant Benno Büeler oder die Steuererklärung von Margret Kiener Nellen (SP) – sie alle beschäftigten die Schweiz. Die Politiker verhielten sich privat nicht so, wie man es aufgrund ihrer Politik erwarten würde.
Sie haben kein Gesetz gebrochen. Aber die Volksseele kochte, weil sie als Heuchler wahrgenommen wurden. Im Wahljahr kann so etwas eine Politkarriere abrupt beenden. Das wissen die Volksvertreter. Manche verhalten sich sogar überkorrekt, um ja keine Angriffsfläche zu bieten.
Aebischer spricht von «Moralpranger»
Etwa SP-Nationalrat Matthias Aebischer. Der Berner war 20 Jahre als Journalist beim SRF tätig. Jetzt sagt er: «Manchmal staune ich schon, wie Persönlichkeitsrechte und journalistische Standards verletzt werden.» Politiker würden «anhand von uralten Geschichten an den Moralpranger gestellt».
Die «Basler Zeitung» habe eine drei Jahre alte «Weltwoche»-Geschichte über eine Ferienwohnung von Susanne Leutenegger Oberholzer ein halbes Jahr vor den Wahlen eins zu eins aufgekocht. «Mit Journalismus hat das gar nichts zu tun, mit Politik jedoch schon», glaubt der 47-Jährige.
Um selber vor solchen Attacken sicher zu sein, verzichtet Aebischer sogar auf viel Geld. Er bestätigt BLICK Gerüchte, wonach er freiwillig mehrere Tausend Franken Steuern zusätzlich bezahle.
«Ich dürfte fürs Jahr 2014 einen grösseren Umbau geltend machen», erklärt er. Doch er habe seinen Steuerberater angewiesen, nur einen Teil des Abzugs geltend zu machen. Denn ansonsten hätte er dem Staat, völlig legal, fast nichts mehr abliefern müssen.
Grund für seine Vorsicht: Leider würden Fakten, welche zu einem kleinen steuerbaren Einkommen führen, oft niemanden interessieren. Aus ähnlichen Überlegungen verzichtet Aebischer auf ein Auto oder eine Ferienwohnung.
Kein Einzelfall in der SP
BLICK weiss: Eine weitere prominente linke Politikerin hat auf legale Steuerabzüge verzichtet, um den Vorwurf der Steueroptimierung von vornherein auszuschliessen.
«Was Politiker fordern, das sollten sie auch leben», findet Regula Rytz. Die Co-Präsidentin der Grünen ist in Umweltthemen angreifbar. Seit neun Jahren ist sie nicht mehr in ein Flugzeug gestiegen: «Nicht weil ich Angst vor einer kritischen Berichterstattung habe. Sondern weil es meine Überzeugung ist.»
Man stehe heute stärker unter Beobachtung als früher, sagt auch die St. Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter. «Dabei hat auch die Skandalisierung von unbedeutenden Ereignissen zugenommen.» Sie vertrete das, was sie auch lebe.