Wer im Jahr 2050 mit seiner leeren Wohnung redet, tut genau das Richtige. Denn in 33 Jahren leben wir in Smarthomes – in intelligenten Wohnungen. Heute bedeutet Wohnen verbrauchen. Das wird 2050 umgekehrt sein: Wohnungen und Häuser sind keine Energieschleudern mehr, sondern im Gegenteil Energielieferanten. Dank Solardächern, Wärmepumpen und einer Super-Isolation.
«Das Energiemanagement ist optimiert. So stellen die Heizungen etwa automatisch ab, wenn der Bewohner einen Raum verlässt», sagt Karin Frick, Zukunftsforscherin beim Gottlieb Duttweiler Institut. Ob es dann noch AKW oder andere grosse Kraftwerke wie Wärmekraftkopplungsanlagen braucht – ist die grosse Frage. Die AKW der heutigen Generation dampfen 2050 bestimmt nicht mehr. Sie werden entweder verboten, zum Beispiel mit einem Ja zum Energiegesetz am Sonntag. Oder die Stromkonzerne verzichten von sich aus auf Neubauten.
An der Atomtechnik wird jedenfalls weitergetüftelt, auch wenn Leibstadt, das jüngste AKW der Schweiz, 2050 bereits 66 Jahre alt ist – und damit im Pensionsalter. Gut möglich aber, dass AKW der vierten Generation dann marktreif sind. Dass Thorium oder Plutonium statt Uran als Brennstoff eingesetzt wird und Natrium als Kühlmittel. AKW der Zukunft sollen sicherer und effizienter sein – und weniger Atommüll produzieren.
Der Bund plant anders: Gemäss einer 2012 erstellten Prognose soll es in der Schweiz ganz ohne AKW gehen. Der Atomstrom muss bis 2050 durch erneuerbare Energiequellen ersetzt sein. So der Fahrplan . Das bedeutet: Solarzellen auf ganz vielen Dächern und Windräder auf den Höhenzügen. Kosten: 30 Milliarden Franken. Damit die dezentrale Energieproduktion auch funktioniert, muss bis dann das Stromnetz komplett umgebaut sein. Das kostet weitere Milliarden.
Lösung: Strom sparen
Nur: Machen wir Schweizer weiter wie bisher, schnellt der Stromverbrauch gemäss Prognose bis 2050 um 24 Terawattstunden in die Höhe – so viel, wie alle fünf AKW heute produzieren. Grund sind das Bevölkerungswachstum und ein verschwenderischer Lifestyle. Die Lösung heisst deshalb: Strom sparen. Und hier kommen die gescheiten Wohnungen ins Spiel.
Neue Technologien werden bis 2050 auch die Mobilität auf den Kopf stellen: «Mit Strom oder Wasserstoff angetriebene, selbst fahrende Autos werden die Benzin- und Diesel-Autos ablösen», sagt Zukunftsforscherin Frick. Weil nicht mehr jeder so ein Fahrzeug besitze, sondern es mit andern teile, nehme das Verkehrsvolumen massiv ab.
Massiv tieferer Verbrauch von Benzin und Diesel: Genau das strebt die Energiestrategie 2050 an. Auch der Warenverkehr auf Strasse und Schiene wird abgenommen haben, falls zum Beispiel Projekte wie Cargo Sous Terrain realisiert sind – ein Tunnelsystem, das Güter unbemannt transportiert. Oder falls Güter via Drohnen verteilt werden. Internet-Gigant Amazon liess die Idee patentieren, Drohnen aus riesigen schwebenden Lagerhäusern zu beladen.
Aus dem 3D-Drucker
Wahrscheinlich muss schon aus Prinzip weniger transportiert werden: Grund dafür, so Karin Frick, seien die 3D-Drucker. «Damit kann viel mehr lokal produziert werden statt in Fabriken irgendwo auf der Welt. Lange Transportwege entfallen.»
Das T-Shirt wird nicht mehr in Bangladesch genäht, sondern kommt zu Hause aus dem Drucker. Einem Drucker, der dann auch noch freundlich «Bitte sehr!» sagt.