Ein Bundesrat zeigt Heimatliebe – nicht nur zur Schweiz, sondern auch zu einem Kanton. Aussenminister Didier Burkhalter mied im letzten Jahr ab und zu Bundesbern und arbeitete zu Hause in Neuenburg. Vor zwei Jahren war der FDP-Bundesrat mit seinem OSZE-Vorsitz international ein Shootingstar. In letzter Zeit stand für den Neuenburger auch das Lokale wieder hoch im Kurs.
Ein offizieller Empfang muss ja nicht immer in Bern oder im bundesrätlichen Landsitz Lohn stattfinden, sagte sich der welsche Minister. Im Herbst empfing Burkhalter darum seine offiziellen Gäste oft in Neuenburg. So reiste der chinesische Aussenminister Wang Yi am 12. Dezember zuerst in die Romandie und danach zum kurzen Höflichkeitsbesuch bei Bundespräsident Johann Schneider-Ammann nach Bern.
Auch bei den Besuchen der schwedischen Amtskollegin Margot Wallström und des norwegischen Aussenministers Børge Brende im Oktober hielt Burkhalter in Neuenburg Hof. Für die Empfänge nutzt er das ehrwürdige Hôtel DuPeyrou. Ein repräsentatives Herrenhaus, das der Stadt gehört. Mit Wallström begutachtete Burkhalter in der angrenzenden Weinkellerei auch gleich die Anlieferung der geernteten Trauben.
Laut seinem Sprecher Jean-Marc Crevoisier sind die Neuenburg-Empfänge eine Hommage an den Föderalimus. «Zudem ist es eine spezielle Ambiance, etwas persönlicher als in Bern.» Und die Besuche im Hôtel DuPeyrou seien nicht teurer als die Empfänge in Bern, die natürlich weiterhin viel zahlreicher seien.
Zu Hause in Neuenburg arbeitet Burkhalter aber nicht nur, wenn er einen Amtskollegen empfängt. Ab und zu schaltet der FDP-Bundesrat – ganz zeitgemäss – auch einen Home-Office-Tag ein. Das bestätigen mehrere Quellen. Wenn in Bern keine Sitzung anstehe, studiere Burkhalter gern zu Hause Dossiers und sei dann einfach per Mail erreichbar. Digitalminister Schneider-Ammann müsste seine helle Freude daran haben.