In Zürich gehören sie zu den Promi-Paaren: Bloggerin Ellen Girod (34) und Grünen-Nationalrat Bastien Girod (37). Gemeinsam haben sie zwei Töchter im Alter von einem und drei Jahren.
Dabei wollte Ellen Girod eigentlich «immer kinderlos und unverheiratet bleiben», wie sie heute im «Tages-Anzeiger» erzählt. Ihre Meinung änderte sie erst, als sie «Bas» kennenlernte. Und auch ihre Vorstellung, dass sie nach der Geburt ihres ersten Kindes wie ihr Mann zu 80 Prozent weiterarbeiten wollte, änderte sich rasch. «Als ich meine Tochter zum ersten Mal in den Händen gehalten habe, war mir klar: Ich will sie nicht nach vier Monaten in die Krippe bringen. Es war ein Bauchentscheid.»
Bloggen als «Gluggere»
Also kündigte sie ihre Stelle, startete ihren Blog «Chez Mama Poule» und besuchte die Uni. Doch sie erhielt auch negative Reaktionen: «Als ich meine erste Tochter nach vier Monaten nicht in die Krippe brachte, da erntete ich einen kleineren Shitstorm in meinem Umfeld.»
Als sie ihre Stelle aufgab, sei sie auch als «Gluggere» bezeichnet worden, weshalb sie schliesslich die französische Bezeichnung «Poule» für ihren Blog wählte.
Mittlerweile hat sie einen Master of Arts in Religion/Wirtschaft/Politik in der Tasche und arbeitet von zu Hause aus als freie Journalistin und Bloggerin.
«Wichtig ist, dass es für die Familie aufgeht»
Ein schon fast klassisches Modell also für das grüne Promi-Paar? «Wichtig sind nicht Zahlen, 80/80 oder 100/0, wichtig ist, dass es für die Familie aufgeht und alle dabei glücklich sind – auch die Kinder», sagt Bastien Girod dazu.
Man müsse sich von den Stereotypen befreien. Und darauf hinarbeiten, dass sich jeder sein Idealbild seiner Familie selber wählen könne. «Diese Wahlfreiheit ist heute immer noch eingeschränkt.»
«Irgendwann schlafen sie ja»
Als junges Paar mit Kindern komme man «gar nicht» zu Ruhe, erzählt Ellen Girod aus ihrem jetzigen Familienleben. Und illustriert, was sie damit meint: «Früher gingen wir ans Filmfestival in Locarno, ein Film, fein essen auf der Piazza Grande. Heute sind wir glücklich, wenn wir eine Stunde ungestört Netflix schauen können.»
Ihr Mann nimmt es da lockerer: «Irgendwann schlafen sie ja.» Sowieso findet er es durchaus «entspannend» mit den Kindern und präzisiert, er sei wegen ihnen bei der Arbeit «viel ausgeglichener». Weniger arbeiten will Bastien Girod aber nicht: «Ich arbeite wahnsinnig gerne. Das brauche ich schon.»
Ein Kränzchen für Zürich
Und schliesslich windet der Grüne seiner Stadt ein Kränzchen: «Zürich ist einer der glücklichsten Orte, wo man als junge Familie mit Kindern leben kann. Darum hat die rot-grüne Politik in Zürich derart Erfolg, weil sie eine hohe Lebensqualität für Familien geschaffen hat.» (rus)