Eklat um Begrenzungsinitiative
Mysteriöses Komitee wirbt mit SVP-Gegnerin für SVP-Vorlage

Ein mysteriöses Komitee wirbt mit Lea Lu für die Kündigungsinitiative. Sie wehrt sich. Und die SVP will nichts damit zu tun haben.
Publiziert: 12.09.2020 um 23:30 Uhr
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«Ein unverschämter Akt»: Singer-Songwriterin Lea Lu.
Foto: Thomas Meier
Reza Rafi

Der Kampf für die Begrenzungs-Initiative treibt seltsame Blüten. Zwei Wochen vor dem Urnengang werden die Schweizer Haushalte mit Flugblättern geflutet, auf denen Zeitungsausrisse über die wirtschaftlichen Folgen der ­Corona-Krise zu sehen sind. Dazu die Parole: «Jetzt Arbeitsplätze für Einheimische schützen!»

Einer Musikerin, die für ihre harmonischen Songs und ihre wohlklingende Stimme bekannt ist, entlockt die Kampagne ganz ungewohnte Töne. Die Zürcher Singer-Song­writerin Lea Lu (36) ist aufgebracht. Von einer «Persönlichkeitsverletzung» und schlechtem Stil redet sie. Die Sache ist längst zu einem ­gehässigen Streit ausgeartet.

Stein des Anstosses: Auf einem der Zeitungsausrisse ist eindeutig die Sängerin zu erkennen – mit ­ihrem Namen. Es ist der Ausschnitt aus einem Artikel in der «Aargauer Zeitung» über die Nöte von Musikern.

«Für politischen Zweck missbraucht»

Doch Lea Lu ist entschiedene Gegnerin der Initiative. «Ich werde Nein stimmen», betont sie. «Mein Gesicht und mein Name wurden ohne Rückfrage für einen poli­tischen Zweck missbraucht. Ich ­behalte mir eine Anzeige wegen Persönlichkeitsverletzung vor», fügt sie an.

Lu und ihr Berater meldeten sich am Freitag bei der Parteizentrale. Ihre Forderung: Entschuldigung und öffentliche Richtigstellung. Doch die SVP zeigte sich dazu nicht bereit – im Gegenteil. Man wisse nicht, wer hinter der Aktion stehe, liess man verlauten. Die Partei habe nichts damit zu tun. Stattdessen wurde seitens der SVP mit juris­tischen Konsequenzen gedroht.

Auch SVP-Nationalrätin und Co-Kampagnenleiterin Esther Friedli (43) sagt auf Anfrage: «Ich weiss nicht, woher dieser Flyer stammt. Vom offiziellen Komitee stammt er nicht. Wir können uns nicht für ­etwas entschuldigen, von dem wir nicht die Urheber sind.»

Wenig über Urheberschaft bekannt

Als Absender zeichnet ein Komitee namens «Arbeitsplätze für Einheimische schützen!» mit Zürcher Postfach. Mehr wird über die Ur­heberschaft nicht preisgegeben.

Auffällig ist, dass bei Ansinnen aus SVP-Kreisen jeweils unterschiedliche Komitees mit mini­maler Transparenz aktiv sind. Soll das im juristischen Ernstfall vor Kon­sequenzen schützen? Viele erinnern sich noch an die Verur­teilung des SVP-Generalsekretärs wegen Rassendiskriminierung. Damals, 2017, ging es um ein Plakat mit dem Slogan «Kosovaren schlitzen Schweizer auf» .

SVP-Nationalrätin begrüsst Unterstützung

Friedli sagt: «Es freut mich zu ­sehen, dass sich auch Leute ausserhalb der Partei dafür einsetzen, dass die masslose Zuwanderung in unser Land endlich gestoppt wird. Jede Unterstützung ist willkommen.»

Bei der aktuellen Vorlage können Interessierte, die dem offiziellen Ja-Komitee beitreten wollen, jedenfalls zwischen fünf Komitees unterscheiden.

Lea Lu will sich auf ihre Art gegen den «unverschämten Akt» wehren: Sie ruft Künstlerinnen und Künstler in der Schweiz auf, den Flyer umzugestalten und an den Verband Kreativwirtschaft Schweiz (VKWS) zu senden. Die Werke sollen an ­einer Vernissage im Zürcher Helsinki Klub gezeigt werden. Die Aktion läuft unter dem Hashtag #dontmesswithartists («Lege dich nicht mit Künstlern an»).

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