China, Sri Lanka, Rumänien, Bulgarien, Luxemburg, Kroatien, die USA: Das sind nur einige Destinationen, die Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (FDP) in diesem Jahr schon angesteuert hat. In der sitzungsfreien Zeit düst die höchste Schweizerin um den Globus. Im Rahmen von sieben Reisen hat sie bereits zehn Länder besucht. Sieben weitere Visiten sind bis Ende Jahr vorgesehen. Damit toppt Markwalder die Reisen ihrer Vorgänger deutlich, wie der «Tages-Anzeiger» heute berichtet. Im Durchschnitt besuchten die früheren Nationalratspräsidenten jeweils vier bis sechs Länder.
Im Parlament sorgt die Reisetätigkeit Markwalders für Irritiation. Schliesslich war es die Berner FDP-Frau, die die Politiker erst im Februar zu grösserer Sparsamkeit angehalten hatte. So sollten Kommissionen Sitzungen nur noch im Parlamentsgebäude abhalten, weniger Unterlagen in Papierform aushändigen und «kürzere Medienmitteilungen verfassen».
Markwalder erklärt ihre zahlreichen Reisen gegenüber dem «Tages-Anzeiger» damit, dass sie sehr viele Einladungen von ausländischen Botschaften und Parlamentariern angenommen habe. «Das Amt ist auf ein Jahr beschränkt. Ich will so viel wie möglich unterbringen.» Solche Besuche würden immer bedeutender, erklärt Markwalder. Die parlamentarische Diplomatie ermögliche offenere Diskussionen, weil sie weniger verpflichtend sei als die klassische. Sie spreche im Ausland etwa die Flüchtlingsfrage und das Verhältnis Schweiz-EU an, so Markwalder.
SVP-Mann Alfred Heer (ZH) zweifelt dennoch am Nutzen dieser Reisen. Zwar brauche es einen gewissen Austausch mit ausländischen Regierungsvertretern, auch gehöre das Reisen zu den Privilegien einer Nationalratspräsidentin. Politisch bringe das aber nichts, da Markwalder keine Entscheidungsmacht habe, so der Zürcher Nationalrat.