Bei der Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform III warnte die Linke vor dem «Unternehmenssteuer-Bschiss» und «Milliarden-Bschiss am Mittelstand». Mit Erfolg.
Just kopierte die SVP den Slogan und wettert nun bei der Abstimmung über das Energiegesetz gegen den «wahren Milliarden-Bschiss am Mittelstand».
«Harmonisierungs-Bschiss» beim Lehrplan 21
Im Kanton Solothurn wiederum haben die Gegner des Lehrplans 21 den Bschiss für sich entdeckt. Sie machen gegen den «Harmonisierungs-Bschiss» mobil. Eine entsprechende kantonale Volksinitiative kommt am Sonntag vors Volk.
Und auch die Gegner der Selbstbestimmungs-Initiative der SVP greifen das Bschiss-Argument auf. Bei ihnen wird das Volksbegehren zur SVP-Bschiss-Initiative.
«Der Bschiss ist zum Modewort verkommen», sagt Politikberater und Kampagnenspezialist Mark Balsiger. «Es ist ein Wort, welches in jedem Dialekt sofort verstanden wird.»
«Avanti-Bschiss» schon 2004
Ein Wort, dessen Polit-Geschichte auch schon ein paar Jahre zurückreicht: Erstmals wurde das Bschiss-Argument wohl 2004 in einer Abstimmungskampagne verwendet. Damals kämpfte das links-grüne Lager gegen den «Avanti-Bschiss», ein milliardenschweres Strassenausbau-Programm samt zweiter Gotthardröhre.
«2004 war eine Premiere. Das Neue daran war, dass mit dem Bschiss ein Mundartwort in eine Kampagne eingebracht wurde», so Balsiger.
«Abgestanden wie ein alter Prosecco»
Den Begriff, der mittlerweile einen Boom erlebt, sieht der Campaigner allerdings kritisch. «Wird ein Slogan zu oft verwendet, nützt er sich ab», so Balsiger.
Er würde ihn aktuell deshalb keinem Kampagnenplaner empfehlen. «Mittlerweile wirkt der Begriff abgestanden wie ein alter Prosecco».