Ein Jahr Knast für Raser
«Hier wird auch der Normalbürger kriminalisiert»

Die Polizei will durchgreifen: Wer zu schnell fährt, wird in Zukunft härter bestraft. Jetzt fürchten viele Autofahrer, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.
Publiziert: 01.02.2013 um 19:08 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 03:22 Uhr

Die Konferenz der Strafverfolgungsbehörden der Schweiz (KSBS) hat gestern ihre Liste mit den Strafmass-Empfehlungen für Tempo-Sünder veröffentlicht. Gegen Geschwindigkeitsüberschreitungen soll demnach rigoroser durchgegriffen werden als bisher. Im schlimmsten Fall droht sogar Knast. 

«Härter angefasst als mancher Schlägertyp»

Obwohl ein breiter Konsens darüber besteht, gegenüber «echten» Rasern die Samthandschuhe auszuziehen zu wollen, unter Blick.ch-Lesern geht vor allem die Angst um, selbst in die Blitz-Falle zu tappen. Philipp Kolb: «Wer auf der Autobahn 160 km/h fährt, ist in der Schweiz ein Krimineller und wird härter angefasst als mancher Schlägertyp oder Einbrecher.»

Neu gilt: Wer mit 60 km/h in einer 30er-Zone erwischt wird, soll eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen bekommen. Statt wie bisher 20. Wer mit 160 auf der Autobahn geblitzt wird, bekommt 30 statt wie bisher 15 Tagessätze (siehe Tabelle). Diese Strafen ergänzen jene für «offizielle» Raser. Solche, die zum Beispiel innerorts 100 statt 50 km/h fahren.

Für Blick.ch-Leser Kolb ist die neue Regelung absurd: «In Deutschland wird der gleiche Autofahrer mit 160 km/h von einem Familienvater mit zwei Kindern auf dem Rücksitz mit 200 km/h überholt.» 

«Wer ist ausserorts nicht auch schon 100 km/h gefahren?»

Bei den wirklichen Rasern, die sich Rennen lieferten, sei er mit den Massnahmen einverstanden, schreibt Michael Leuenberger. «Aber hier wird auch der Normalbürger kriminalisiert!» Wer sei auf einer «gut ausgebauten und übersichtlichen Ausserorts-Strecke» nicht auch schon 100 km/h gefahren? Oder in einer 60er Zone im Industriequartier nicht auch mal mit 80 km/h im Verkehr «mitgeschwommen», ohne auf den Tacho zu achten?

«Es geht doch wieder einmal nur ums Abkassieren, damit die Kantone ihre geplanten Budgets einhalten können», so die Schlussfolgerung. «Ist ja wunderbar, dann wird ja in Zukunft noch mehr herumgeschlichen», ärgert sich auch Marti McDonald. «Es traut sich ja keiner mehr die erlaubte Geschwindigkeit zu fahren. Oder geht es nur mir so, dass in der 50er Zone ständig mit 35-40 km/h gefahren wird?» 

Vereinzelt gibt es auch positive Stimmen zum neuen Bussenkatalog. «Nun gut, das ist immerhin ein Anfang. Was halt nach wie vor ein Problem ist, sind die bedingten Strafen», sagt etwa Alfred Neumann. Und fordert sogar eine noch härtere Gangart. Denn bei der neuen Regelung gilt: Wer zum ersten Mal erwischt wird, kommt meist mit einer bedingten Strafe davon. (noo)

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