Bis 2018 – so behaupten es die Medien, die den Spionage-Skandal nachgewiesen haben – habe die CIA Länder mithilfe der Schweizer Crypto AG ausspioniert.
Das rückt auch jenen Mann ins Rampenlicht, der den Schweizer Geheimdienst NDB von 2010 bis 2018 leitete: Markus Seiler (51). Umso mehr, als der heutige Generalsekretär von Aussenminister Ignazio Cassis (58) die Crypto noch vor wenigen Jahren ausdrücklich lobte.
«Wir würden die Crypto bei Bedarf schützen, es ist auch in unserem Interesse, dass möglichst viel Sicherheit vorhanden ist», sagte Seiler Mitte Januar 2016 bei einem Anlass der Zuger Offiziersgesellschaft. Die Steinhauser Verschlüsselungsspezialistin sei für den NDB «ein gutes Beispiel, wie auf neutralem Boden Sicherheit generiert werden könne», zitierte ihn die «Neue Zuger Zeitung» damals.
Problematisches Erbe des Kalten Kriegs
Nur: Just an dieser Neutralität muss man mit dem Aufkommen des Crypto-Skandals zweifeln. Und als damaliger NDB-Chef sollte Seiler zumindest vom problematischen Erbe des Kalten Kriegs gewusst haben. Zumal er zuvor als Generalsekretär des Verteidigungsdepartements amtete.
Zugutehalten muss man Cassis' rechter Hand, dass das Geschäft der Crypto ab 1992 an Bedeutung verloren hatte. Vielleicht sah er die Spekulationen als höchstens historisch interessant an.
Pleiten, Pech und Pannen
Andererseits unterschätzte der NDB-Chef so einiges. Die Informationssicherheit seiner Behörde etwa. 2012 konnte unter seiner Verantwortung ein Mitarbeiter geheime Daten stehlen. Verantwortlich in den Augen der Aufsicht: Seiler.
In die Kritik geraten war der NDB auch im Zusammenhang mit dem Datenleck beim staatlichen Rüstungskonzern Ruag und wegen rechtswidrigem Vorgehen in der Affäre um den in Deutschland verhafteten Schweizer Spion Daniel Moser. Seiler bestritt jedes Wissen über die illegalen Tätigkeiten seiner Schlapphüte.
Und auf die Frage, ob er nach den Crypto-Enthüllungen an seiner Aussage von damals festhält, schreibt Seiler zurück: «Der Kontext war wohl der Hackerangriff auf die Ruag und die Frage, ob der NDB und die Meldestelle Melani in solchen Fällen helfen und schützen könnten.» Mit diesem Zitat gemeint war – und sei – die Wichtigkeit einer industriellen Basis im Sicherheitsbereich für die Schweiz. «Dazu gehörte 2016 die einzig verbliebene Krypto-Herstellerin in der Schweiz. Das und nichts anderes war die Meinung dieser Aussage.»
- Die Schweizer Firma Crypto AG aus Steinhausen ZG war jahrzehntelang Weltmarktführer in der Herstellung von Verschlüsselungstechnik. Diese wurde in über 100 Länder verkauft, die damit heikle Kommunikationen schützen wollten.
- Was lange vermutet wurde, ist jetzt dank Recherchen von SRF und internationalen Medien bewiesen: Der deutsche Geheimdienst NDB und die CIA hatten von Anfang an die Hände im Spiel. Seit 1970 sogar als Eigentümer der Crypto AG – via eine Tarnfirma im Fürstentum Liechtenstein.
- Was die Abnehmer der Crypto-Technologien nicht wussten: Die Geheimdienste bauten Hintertüren ein, mit denen CIA und BND die vermeintlich sichere Kommunikation mitlesen konnten.
- Als Anfang der 90er-Jahre der Crypto-Mitarbeiter Hans Bühler im Iran wegen Spionage verhaftet wurde, drohte das Konstrukt aufzufliegen. Die Bundesbehörden ermittelten – wie gut, ist eine andere Frage. Die Ermittlungen führten zu nichts.
- Im Januar 2020 hat der Bundesrat den Ex-Bundesrichter Niklaus Oberholzer (66) eingesetzt, die Affäre aufzuarbeiten. Immer mehr Politikern reicht das nicht.
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