Ihre Chancen sind gleich null. Trotzdem stehen sie diesen Herbst hin, mit Kopf und Namen, mit Leib und Seele. Und immer mehr tun es ihnen gleich. Sie, das sind die Füllkandidaten auf den Wahllisten für den Nationalrat.
Dieser Tage ist in vielen Kantonen Listenschluss. Und es zeichnen sich neue Rekorde ab. In Zürich wurden 35 Listen mit 873 Kandidaturen angemeldet, so viele wie noch nie. Im Aargau kandidiert eine Rekordzahl von 288 Politikern und Politikerinnen. Doch die Anzahl von 3458 Kandidierenden im Jahr 2011 in der gesamten Schweiz wird diesen Herbst wohl übertroffen.
Gewählt werden am 18. Oktober nur 200 Mitglieder des Nationalrats. Alle anderen gehen leer aus. Trotzdem stehen Tausende Kandidaten in den kommenden Wochen auf den Strassen, verteilen Flugblätter, verschicken E-Mails und werben für ihre Parteien.
Die Schweizer Demokratie lebt. Es ist nicht so, dass alle von der Politik frustriert sind, weil die in Bern oben angeblich eh machen, was sie wollen. Nein, es möchten mehr denn je nach Bern und mitgestalten. Politik ist im Trend, zumindest auf nationaler Ebene.
Das ist erfreulich, denn Politik braucht Auswahl, Politik braucht Breite, Politik braucht Engagement.
Darum hier ein Dankeschön an Roxanne Ammann (25), Bankkauffrau aus Abtwil SG, die auf Listenplatz 14.06 für die BDP St. Gallen kandidiert.
Dank auch an Yannick Babst (19), Student aus Selzach SO, der auf Platz 15.01 für die Solothurner Jungfreisinnigen kandidiert.
Oder an Christina Hiltbrunner (36), dipl. Pflegefachfrau aus Rüeggisberg BE, die für die Berner EVP ins Rennen steigt.
Sie alle werden im Herbst nicht gewählt, ausser es geschieht ein Wunder. Sie zeigen aber Bereitschaft, die Schweiz mitzugestalten. In Zeiten von Unverbindlichkeit und Individualismus bekennen sie sich zu Parteien, zu Werten, zu Idealen. Und alles ohne einen direkten Nutzen zu ziehen.
Liebe Kandidierende, führt das Engagement weiter, kandidiert auch für die Schulpflege, für den Gemeinderat. Die Schweiz braucht euch!