Im Jahr 1961 wurde Gott für tot erklärt. Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin war gerade als erster Mensch in den Weltraum geflogen. «Ich schaute und schaute, aber ich sah nirgends Gott», soll er berichtet haben. Amerikas Gegenschlag folgte am 24. Dezember 1968. Astronauten der Apollo-8-Mission umkreisten erstmals den Mond – und lasen aus der Schöpfungsgeschichte vor.
Im Kalten Krieg wurde um die Existenz Gottes gestritten. Und die Erde? Sie diente als Ressource für den Wettlauf der Mächte.
Heute, 50 Jahre nach Apollo 8, ist es im Westen zum Glück umgekehrt. Theologische Kämpfe sind der Sorge um die Welt gewichen. Auf 400 Kilometer Höhe rast die internationale Raumstation ISS mit 28'000 Stundenkilometern um die Erde. An Bord war auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst (42). Vor einer Kamera bat er bei den kommenden Generationen um Entschuldigung. Den Film lud er am Donnerstag auf Facebook hoch.
«Es sieht so aus, als ob wir euch den Planeten nicht im besten Zustand hinterlassen werden», sagt Gerst, während sich unter ihm, gemächlich wie ein Wal und scheinbar beständig, die blau-weisse Erdkugel dreht.
«Uns allen ist sehr klar, dass wir den Planeten mit zu viel Kohlendioxid verpesten, dass wir das Klima zum Kippen bringen, dass wir Wälder roden, dass wir die Meere mit Müll verschmutzen, dass wir die Ressourcen viel zu schnell verbrauchen und dass wir zum Grossteil sinnlose Kriege führen.» Gerst betont die Hoffnung, «dass wir noch die Kurve kriegen».
Auch der Schweizer Astronaut Claude Nicollier ruft in diesem SonntagsBlick zum nachhaltigeren Umgang mit Mutter Erde auf. Möge der Appell aus dem All auf irdisches Gehör stossen.
Übrigens: Gagarins Spruch wurde ihm von der kommunistischen Führung in den Mund gelegt. Laut Historikern war der damals 26-Jährige ein gottesfürchtiger orthodoxer Christ.