Das Hotel Innere Enge ist ein Kleinod: herrlich über der Aare gelegen, lauschiger Garten, sommerliche Pavillons, einzigartiger Blick auf Bern. Ja, hier lässt es sich gut leben. Und natürlich hervorragend feiern. Das sehen auch die Beamten der Direktion für Ressourcen des Aussendepartements (EDA) so, die zu ihrem Sommerfest im Juni in diese Oase einladen.
Ab halb drei werden die Staatsdiener eintrudeln, um drei Uhr beginnt eine grosse Grillparty, die offiziell bis sechs Uhr dauern wird. Eingeladen sind alle 423 Mitarbeiter der Direktion, gerechnet wird mit gegen 300 Gästen. Die Teilnahme ist freiwillig, das Fest findet während der Arbeitszeit statt, an einem Donnerstagnachmittag.
Ein Umstand, den es offenbar zu betonen gilt. Denn vielleicht hat der eine oder andere Beamte an dem Nachmittag ja noch andere Pläne – arbeiten wäre eine Option.
Um Partymuffel und Workaholics für die Fete zu motivieren, wirbt Direktor Jacques Pitteloud unmissverständlich auf der Einladung: «Das Sommerfest fällt in die Arbeitszeit und kann daher als solche abgerechnet werden.»
Der Bund steht speziell im Fokus
Pitteloud ist ein Walliser mit schillernder Vergangenheit, Ex-Geheimagent, Ex-Botschafter in Kenia. Kürzlich wurde eine Untersuchung wegen versuchter Nötigung eingestellt. Das Bundesstrafgericht wies eine Beschwerde zweier kenianischer Geschäftsleute gegen ihn ab.
Die von ihm geführte Direktion ist verantwortlich für die Sicherstellung und Steuerung der Ressourcen. Zur Erinnerung: Vor wenigen Monaten sorgte der wenig ressourcenschonende Umgang der Bundesverwaltung mit Steuergeldern für einen Skandal. Hohe Militärs hatten sich mit Schnaps volllaufen lassen und einander Goldmünzen geschenkt.
Man sei sich durchaus bewusst, dass der Bund punkto Spesen und Ausgaben speziell im Fokus stehe, schreibt das EDA auf Anfrage. Das Sommerfest sei der einzige Anlass, an dem alle Bereiche der Direktion für Ressourcen zusammenkämen und wo den Mitarbeitern für deren Arbeit gedankt werde. So könne man das Teambuilding fördern.
Die Kosten beliefen sich auf etwa 18'000 Franken, um die
60 Franken pro Teilnehmer.
Der Berner Nationalrat Erich Hess (SVP) rechnet da entschieden anders: Wenn man die «verlorene» Arbeitszeit der Beamten zu den Partykosten hinzurechne, komme man auf 300 bis 350 Franken pro Person: «Das ist eine absolute Schweinerei, das Fest kostet den Steuerzahler um die 100'000 Franken!»
Das letzte Fest
Gerade die Bundesverwaltung, die sowieso schon fürstlich entlöhnt werde, müsste da sensibilisiert sein, findet Hess: «In der Privatwirtschaft habe ich noch nie bei einer Firma gearbeitet, bei der am Nachmittag gefeiert wurde.» Er will der Sache in der Geschäftsprüfungskommission auf den Grund gehen, allenfalls durch einen Vorstoss im Nationalrat.
Für Jacques Pitteloud ist es das letzte Fest dieser Art. Wenige Tage danach tritt er seinen neuen Posten als Botschafter in den USA an. Die Frage drängt sich auf: Wird da noch kräftig Adieu gefeiert? Nein, es handle sich nicht um ein Abschiedsfest, heisst es beim EDA. «Es wird aber in der Tat das letzte Sommerfest für Direktor Pitteloud mit seinen Mitarbeitenden.»