Christoph Mäder ist Aargauer, Jurist, Bergfreund. Und der nächste Präsident von Economiesuisse.
Im Oktober tritt der einstige Chefjurist (60) des Agrochemiekonzerns Syngenta voraussichtlich die Nachfolge von Heinz Karrer (61) an. Der Wirtschaftsverband geht damit keine Experimente ein: Von 2011 bis 2017 war Mäder bereits als Vizepräsident des Verbands tätig.
Während viele Politiker ob des Namens Mäder ratlos die Stirn runzeln, freut man sich in der Wirtschaft über seine Wahl. Und hofft, dass der heutige EMS-Chemie-Verwaltungsrat etwas pointierter auftritt als Marketingexperte Karrer. Dieser gilt als umgänglich, aber eher als Verwalter denn Gestalter.
Mäder dagegen scheut sich nicht, unpopuläre Standpunkte zu vertreten. Er tut das auf eine Art, die unterschiedlich gut ankommt: Während ihn die einen als «gmögigen», «bodenständigen» Menschen beschreiben, sehen andere in ihm einen «Einzelkämpfer», dem es an Empathie fehle.
Es gilt nicht zu gewinnen, sondern nicht zu verlieren
Sicher ist: Schlange stehen Anwärter für das Amt nicht. Denn angesichts der unterschiedlichen Interessen der Verbandsmitglieder – vom KMU bis zum Grosskonzern – kann es der Präsident kaum je allen recht machen. Oft genug handelt man sich zudem mediale Prügel ein: Es gilt nicht so sehr zu gewinnen, als nicht zu verlieren. Das 50-Prozent-Pensum, wenn auch gut bezahlt, dürfte deutlich weniger lukrativ sein als ein Job in der Privatwirtschaft. Hinzu kommt: Viele Wirtschaftsbosse wollen gar niemanden, der ihnen das Scheinwerferlicht streitig macht. Oder wie es ein Insider sagt: «Für das Präsidium braucht man keinen Pfau, sondern einen mit dicker Haut. Jemanden, der es mit vielen Leuten kann und gut im Regen stehen kann.»
Im Regen stehen dürfte Mäder tatsächlich hin und wieder. Kurz nach seinem Start im Oktober kommt voraussichtlich die Konzernverantwortungs-Initiative (Kovi) zur Abstimmung, die namentlich die Praktiken von Syngenta anprangert – Mäders langjährigem Arbeitgeber. Das Unternehmen habe giftige Pestizide in andere Länder exportiert, sagt Kovi-Sprecher Tom Cassee. «Mäder wird im Abstimmungskampf erklären müssen, wieso Syngenta keine Regeln gegen solch skrupellose Giftexporte will.»
Das dürfte, je nach Anlass, eine undankbare Aufgabe sein. Und damit eine gute Vorbereitung auf kommende Jahre.