Druck auf Amherd erhöht
Parlament will Sport-Hilfspaket selber nachbessern!

Das 350 Millionen schwere Hilfspaket für den Profisport liessen die Ligen bislang fast unangetastet. Denn die Bedingungen sind für sie ein No-Go. Jetzt will das Parlament nachbessern.
Publiziert: 04.09.2020 um 15:50 Uhr
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Mit einem Millionenpaket will der Bundesrat den Schweizer Sport unterstützen, der unter der Corona-Krise besonders leidet.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer und Lea Hartmann

Das Hilfsangebot von Sportministerin Viola Amherd (58) ist bei den Klubs durchgefallen. Mit 350 Millionen Franken will sie den Profisport retten. Doch die Bedingungen, die ans Hilfspaket geknüpft sind, sind für Fussball- und Hockeyklubs inakzeptabel. Ein besonders grosser Dorn im Auge der Clubs: Die Liga muss solidarisch haften, sollte ein Club das Darlehen nicht zurückzahlen können.

Fussball- wie auch Eishockeyverband haben den Darlehensvertrag mit dem Bund deshalb bis heute nicht unterzeichnet. Doch die Not der Profiligen bleibt gross. Wegen der Corona-Massnahmen bleiben die Zuschauer aus. Wichtige Einnahmequellen sind weggebrochen.

«Es ist mit mehreren Klubkonkursen zu rechnen»

Es sei festzuhalten, «dass die wirtschaftlichen Aussichten für die Profiligen düster sind und ein Überleben ohne staatliche Unterstützung nicht möglich sein wird», betonen Fussball- und Eishockeyverband gemeinsam in einem Schreiben an die Gesundheitskommission des Ständerats (SGK), welches BLICK vorliegt. Es brauche dringend eine neue Lösung, ansonsten «ist mit mehreren Klubkonkursen mit dramatischen Konsequenzen für den gesamten Schweizer Sport zu rechnen».

Der Hilferuf bleibt nicht ungehört. Die ständerätliche Gesundheitskommission möchte die Corona-Unterstützung für den Sport jetzt umkrempeln: Sie beantragt, die Darlehen nicht an die Ligen, sondern direkt an die Klubs zu vergeben.

Diese Systemänderung hatte die ständerätliche Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur vorgeschlagen. Genauso wie die Schwesterkommission aus dem Nationalrat. Die SGK des Ständerats hat sie nun aufgenommen. Sie beantragt, die Lösung in einem zusätzlichen Artikel im Covid-19-Gesetz zu verankern. Der Druck aus dem Parlament erhöht sich also weiter.

Im Worst Case müssen die Klubs die Löhne kürzen

Die einzelnen Klubs sollen direkt vom Bund zinslose Darlehen in der Höhe von bis zu einem Viertel ihres Betriebsaufwands der letzten beiden Jahre erhalten. Die Unterstützung ist auf zehn Jahre befristet. Die Klubs müssen dafür Sicherheiten in der Höhe von 35 Prozent leisten.

Jene, die das Geld nicht innerhalb von drei Jahren zurückzahlen können, sollen die Löhne um bis zu einen Fünftel kürzen müssen. Darlehen sollen auch an andere professionelle und semiprofessionelle Ligen vergeben werden können. Zusätzliche A-fonds-perdu-Beiträge für bauliche Massnahmen lehnte die Kommission ab.

Bundesrat will nicht aktiv werden

Der Bundesrat dagegen wehrt sich bis heute dagegen, das Sport-Hilfspaket nachträglich zu verbessern. Dafür bestehe keine rechtliche Grundlage. Gleichzeitig würden einige Forderungen «für den Bund aber ein beträchtliches Ausfallrisiko bedeuten.» Müssten etwa nur 35 Prozent eines Darlehens als Sicherheit geleistet werden, «kommt aus Sicht des Bundesrates einem Verzicht auf Sicherstellung gleich».

Der Bundesrat macht klar: Er hat nicht vor, den Sportligen weiter entgegenzukommen. Gleichzeitig spielt er den Ball aber dem Parlament zu. Wenn dieses ein neu geschnürtes Hilfspaket wünscht, wäre eine entsprechende Grundlage im Covid-19-Gesetz zu schaffen. Das Parlament hat den Ball aufgenommen.

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