Rund 320 Personen hätten bisher Cannabis an der Verkaufsstelle des Projekts Cann-L erworben, so Frank Zobel, der auch den wissenschaftlichen Teil des Projekts leitet, in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit «24 Heures». «Sie sind im Durchschnitt zwischen 35 und 40 Jahre alt und tauchen normalerweise in keinem Suchtprogramm auf.» Studienteilnehmende können im Rahmen des Projekts kontrolliert hergestellte Cannabisprodukte erwerben.
Auf das grösste Interesse stosse das stärkste Cannabis im Angebot, so Zobel weiter. «Es hat einen THC-Gehalt von etwa 15 Prozent und macht 40 Prozent der Verkäufe aus.» Mehr als 600 weitere Erwachsene aus Lausanne hätten bereits einen Termin vereinbart, um in den nächsten Monaten am Projekt teilzunehmen.
Dass das Projekt bisher nicht zu einem Rückgang von Drogenverkäufen auf der Strasse geführt habe, liege daran, dass die bisherigen Studienteilnehmenden sich nicht dort versorgten, sagte Zobel. Sie bezögen die Produkte von Bekannten oder Produzenten. Der Strassenverkauf entspreche «eher einem spontanen Bedarf».
Das Bundesamt für Gesundheit hatte im März grünes Licht für das Cann-L-Projekt der Waadtländer Hauptstadt gegeben. Ziel des Versuchs ist es, die Auswirkungen eines nicht gewinnorientierten Verkaufs von Cannabis auf das Verhalten der Konsumierenden sowie dessen Einfluss auf den illegalen Markt zu bewerten. Die Teilnehmenden müssen alle sechs Monate einen Fragebogen ausfüllen. Das 1,7 Millionen Franken teure Projekt ist auf eine Dauer von viereinhalb Jahren angelegt.
In der Schweiz hat das Inkrafttreten einer Änderung des Bundesgesetzes über die Betäubungsmittel 2021 den Weg für streng kontrollierte Pilotversuche geebnet. Im Jahr 2023 haben Basel-Stadt und später Zürich mit dem kontrollierten Verkauf von Cannabis in Apotheken begonnen.
(SDA)