Der Doppeladler-Jubel der beiden WM-Helden Granit Xhaka (25) und Xherdan Shaqiri (26) bewegt die Schweiz. Für viele war die Geste ein Aufreger. Doch mittlerweile scheint sich die Stimmung zugunsten der beiden Spieler zu kehren. Erst recht, weil die Schweiz und Kosovo eng verbunden sind. In den 1990er-Jahren flüchteten viele Kosovaren vor Gewalt und Verfolgung aus ihrem Heimatland. Heute wohnen 200'000 von ihnen in der Schweiz – jeder zehnte Kosovare!
Nati-Captain Stephan Lichtsteiner (34) zeigte sich solidarisch und jubelte ebenso mit dem Doppeladler. Die Kosovo-Problematik trifft die Spieler nämlich tief im Herzen. Vater Ragip Xhaka sass drei Jahre wegen den Serben im Knast. Der Vater von Valon Behrami musste mit seiner Familie flüchten. Und bei der Familie Shaqiri wurde ein Haus bis auf die Grundmauern abgefackelt. Deshalb stellt sich auch Lichtsteiner hinter seine Mitspieler: «Ich glaube nicht, dass die Schweiz ein Problem damit hat – weil alle wissen, dass sie Doppelbürger sind.»
Sportminister Parmelin ist stolz auf die Vielfalt
Lichtsteiner ist nicht der Einzige, der den Adler-Jungs Verständnis entgegenbringt. So sagt SVP-Sportminister Guy Parmelin (58): «Wer die aufgeladene Stimmung im Stadion miterlebt hat, schätzt die hervorragende Leistung der Schweizer Nati umso mehr und kann verstehen, wenn die Emotionen mit einem Spieler durchgehen.» Es sei aber nicht im Sinn des Sportes, aus den Emotionen nun eine Polemik entstehen zu lassen.
Er betont denn auch: «Wir sind ein Land mit vielen Sprachen, Kulturen und Meinungen und leben friedlich miteinander. Auf diese Vielfalt sind wir stolz. Sie macht unser Land stark. Auch im Sport.»
FC-Nationalrat-Captain: «Kein Identifikationsproblem»
SP-Politiker Eric Nussbaumer (57, BL), Captain des FC Nationalrat, stellt sich hinter die Kosovo-Schweizer: «Ich bin froh, dass sie als Doppelbürger für die Schweiz spielen und ein Tor geschossen haben.» Die Aufregung um den Adler-Jubel hält er für übertrieben. Ebenso die Debatte, wie ein «richtiger» Schweizer zu sein habe.
«Die Jungs haben wie wir alle ihre Wurzeln und ihre Geschichte, die können sie nicht einfach verleugnen. Deswegen haben sie doch kein Identifikationsproblem mit der Schweiz.» Ihn stört auch nicht, wenn sie «aus ihrer Lebenserfahrung heraus» jubeln. «Ich will keinem vorschreiben, wie er ein Tor zu feiern hat.»
SP-Aebischer: «Verzichtet künftig auf solche Gesten»
SP-Nationalrat Matthias Aebischer (50, BE), Präsident der parlamentarischen Gruppe Sport, will den beiden ebenfalls keinen Strick drehen. «Natürlich fand ich die Geste alles andere als toll», sagt er. Ein Skandal sei es aber nicht. «Wenn man die Geschichten dieser Kriegsfamilien liest, sieht man auch, was sie alles mitgemacht haben. Das ergibt ein anderes Bild.»
Als Trainer würde er den Jungs nun aber klar sagen: «Schaut vorwärts, spielt Fussball, schiesst Tore – aber verzichtet künftig auf solche Gesten.»
FDP-Wasserfallen: «Weder unanständig noch dramatisch»
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (36, BE) hat Verständnis für den umstrittenen Jubel. «Die Spieler haben sich intensiv auf diesen Match vorbereitet, rundum wurde über die spezielle Situation geschrieben, von serbischen Fans wurden sie ausgepfiffen und am Ende schiesst man diese Tore – da brechen alle emotionalen Dämme», sagt Wasserfallen.
«Der Adler-Jubel ist weder unanständig noch dramatisch. Höchstens etwas unüberlegt», sagt Wasserfallen. Dass sie nun kritisiert werden, hält er für unfair. Ebenso den Vorwurf, den Spielern fehle es an Identifikation mit der Schweiz. «Als Mannschaftssportler geben sie Vollgas für ihre Farben, deswegen müssen sie doch nicht gleich ihre Wurzeln verleugnen.»
Für den Sportpolitiker zählt nun nur eins: «Lasst die Jungs spielen und gegen Costa Rica drei Punkte holen!»
SVP-Tuena: «Nationalhymne singen»
Ganz anders beurteilt SVP-Nationalrat Mauro Tuena (46, ZH) die Situation: «Die beiden spielen für die Schweizer Nati, tragen das Schweizer Trikot und sind damit Botschafter unsere Landes. Dass sie mit dem Adlerzeichen eine fremde politische Botschaft auf das Spielfeld tragen, geht einfach nicht!»
Die emotionale Ausgangslage lässt Tuena nicht als Grund für den Ausrutscher gelten. «Als Profisportler müssen sie über der Sache stehen. Das müssen wir als Politiker oft.»
Die Hände gekreuzt, die Finger gestreckt und zu Fächern geformt – das ist die Geste für den Doppeladler, das Wappentier Albaniens. Vor dem Match gegen Serbien war das Zeichen kaum ein Thema, jetzt spricht die ganze Welt darüber.
Die Fraktion der albanischstämmigen Schweizer aus Kosovo haben beim Torjubel mit der Geste gezeigt: «Wir sind die Stärkeren, wir sind Albaner.» Eine klare Demütigung und Provokation in Richtung der serbischen Fans.
Wie SonntagsBlick berichtet, verbrachte Granit Xhakas Vater als politischer Gefangener der Serben drei Jahre im Gefängnis. Xherdan Shaqiris Familie flüchtete vor dem Kosovokrieg. Die Serben fackelten das Haus seines Onkels bis auf die Grundmauern ab.
Der Doppeladler-Jubel war bereits 2014 ein Thema. Xhaka jubelte damals bei Gladbach und Pajtim Kasami bei Olympiakos Piräus mit dem albanischen Wappentier. Im Schweizerischen Fussballverband wurde daraufhin beschlossen, dass der Doppeladler-Jubel in der Nationalmannschaft nichts zu suchen hat.
Die Regel wurde befolgt, bis im Match gegen Serbien alle von den Emotionen übermannt wurden. Die Fifa hat ein Verfahren eröffnet.
Auch in der Politik wird der Konflikt zwischen Kosovo und Serbien diskutiert. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Kosovos Machthaber Hashim Thaci haben sich am Sonntag einzeln mit der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini in Brüssel getroffen. In den nächsten Tagen kommen die Politiker zu dritt zusammen, um über die Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu sprechen.
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Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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Er rät den Spielern, «die hier einst aufgenommen wurden, nun auch unsere Sitten und Gebräuche ernst zu nehmen und ihre unschöne Vergangenheit hinter sich zu lassen». Mit Blick auf den nächsten Match sagt er: «Ich erwarte, dass alle Spieler die Nationalhymne jetzt noch inbrünstiger singen. Und gewinnen!»