Diplomaten sauer auf Bundesrat
Extrawurst für Yves Rossier

Damit der umstrittene EDA-Staatssekretär Yves Rossier einen diplomatischen Fallschirm bekommt, hat der Bundesrat eine grosse Personalrochade vorgenommen. Diplomaten sind irritiert.
Publiziert: 05.10.2016 um 07:55 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:14 Uhr
Bundesrat Didier Burkhalter, rechts, hat seinem Staatssekretär Yves Rossier, seinen Wunschposten besorgt. Hier sieht man beide während einer Medienkonferenz, am Mittwoch, 4. Mai 2011 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Foto: PETER KLAUNZER

Als der Bundesrat letzte Woche entschied, wer neuer Staatssekretär im Aussendepartement EDA wird, sah man den derzeitigen Amtsinhaber Yves Rossier mit einem zufriedenen Lächeln durch Bern flanieren.

Rossier hatte auch allen Grund dazu: Sein nicht ganz freiwilliger Abgang als rechte Hand von Aussenminister Didier Burkhalter war ihm vergoldet worden. Rossier wird als Botschafter nach Moskau versetzt. Sein Wunschposten.

Ernennung rückgängig gemacht

Für diesen diplomatischen Fallschirm hat der Bundesrat auf Antrag von Burkhalter alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt und sogar früher getroffene Personalentscheide über den Haufen geworfen.

Denn vor knapp einem Jahr hatte die Landesregierung bereits jemand anderen in diese Funktion berufen: Kosovo-Bortschafterin Krystyna Marty Lang sollte nach Russland gehen. Sie gilt als Kennerin der Region.

Wie die NZZ schreibt, war Marty Langs Umzug samt Familie bereits organisiert, als das EDA den Prozess Mitte August plötzlich sistierte. Unmittelbar nach der Rücktrittsankündigung von Rossier und mit der Begründung, man wolle zuerst seinen Posten neu besetzen. 

Während Rossier, der im wichtigen EU-Dossier das Vertrauen des Bundesrats verloren hatte und darum seinen Stuhl räumen musste, also eine diplomatische Extrawurst bekommt, wird Marty Lang nun mit dem Trostpflaster als stellvertretende Staatssekretärin abgespeist. Gemäss NZZ ist die Irritation über dieses Vorgehen unter Diplomaten und Beobachtern gross.

Kein Russland-Kenner

Das EDA teilte der Zeitung auf Anfrage mit, bei über 30 jährlichen Neubesetzungen von Missionschefs seien kurzfristige Änderungen jederzeit möglich. Auf die Frage, was Rossier für die Stelle in Moskau prädestiniere, weicht das Departement aber aus.

Für die Besetzung von Botschafterposten würden die «Übereinstimmung von Eignung, Kenntnissen und Erfahrungen» mit den jeweils verlangten Kompetenzen, aber auch die Präferenzen der Kandidaten berücksichtigt. Rossier, ein diplomatischer Quereinsteiger, ist bisher allerdings nicht als Russland-Kenner aufgefallen.

Auch Marty Lang gibt sich diplomatisch: Kurzfristige Wechsel in der Einsatzplanung gehörten zum Alltagsgeschäft einer Diplomatin. Sie freue sich nun auf ihre neue Aufgabe als Stellvertreterin der neuen Staatssekretärin Pascale Baeriswyl in Bern. (sf)

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