Dienstverweigerung wegen Justizreform sei illegal
Netanyahu droht dem Militär

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat die angedrohte Dienstverweigerung von Militär-Reservisten wegen des geplanten Umbaus der Justiz verurteilt.
Publiziert: 17.07.2023 um 16:22 Uhr
Benjamin Netanjahu, Premierminister von Israel, leitet eine Kabinettssitzung im Büro des Premierministers. Foto: Ohad Zwigenberg/AP Pool/dpa
Foto: OHAD ZWIGENBERG

«Es kann nicht sein, dass eine Gruppe innerhalb der Armee einer gewählten Regierung droht, indem sie sagt: «Wenn Sie nicht so handeln, wie wir wollen, werden wir aufhören, das Land zu verteidigen"», sagte Netanyahu am Montag bei der wöchentlichen Kabinettssitzung in Jerusalem. Die Aufforderung zur Dienstverweigerung und die Dienstverweigerung selbst seien gesetzeswidrig. «In einer Demokratie ist das Militär der gewählten Regierung unterstellt und nicht umgekehrt.»

Mehrere Tausend Reservisten aus unterschiedlichen Bereichen der Armee hatten in den vergangenen Wochen angekündigt, nicht mehr ihren Dienst antreten zu wollen, sollte die Regierung ihr Vorhaben umsetzen. Netanyahu sagte, dies sei eine Gefahr für «die Sicherheit aller israelischen Bürger». Die Reservisten machen einen Grossteil der israelischen Armee aus. «Die Regierung wird dagegen vorgehen und alle notwendigen Massnahmen ergreifen», sagte Netanyahu weiter ohne dabei auf mögliche Massnahmen einzugehen.

Netanyahus Koalition plant, die unabhängige Justiz im Land gezielt zu schwächen. Sie wirft ihr zu viel Einfluss auf politische Entscheidungen vor. In der kommenden Woche soll ein wichtiger Teil der Justizreform zur Einschränkung des Höchsten Gerichts im Parlament verabschiedet werden. Kritiker sehen die Gewaltenteilung und damit die Demokratie in Gefahr. Manche warnen gar vor der schleichenden Einführung einer Diktatur.

Für Dienstag kündigte die Protestbewegung in Israel erneut einen «Tag des Widerstands» an. Ende März hatte Netanyahu nach massivem Druck, auch aus dem Militär, die Reformpläne zunächst ausgesetzt, vor wenigen Wochen jedoch wieder auf die Agenda gesetzt.

(SDA)

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