Die Wahl von Karin Keller-Sutter in den Bundesrat würde es noch verschärfen
Das Frauenproblem der FDP

Wird Kronfavoritin Karin Keller-Sutter in den Bundesrat gewählt, hat die FDP keine einzige Frau mehr im Ständerat. Dieses Armutszeugnis dürfte länger andauern: Bei den Wahlen in einem Jahr haben die FDP-Frauen einen schweren Stand.
Publiziert: 02.11.2018 um 01:52 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2020 um 11:27 Uhr
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Die einzige FDP-Frau im Stöckli hat beste Chancen auf das Bundesratsamt: Karin Keller-Sutter.
Foto: Keystone
Nico Menzato und Ruedi Studer

Lautstark hatte FDP-Frauenpräsidentin Doris Fiala (61) ein reines Frauenticket für die anstehende Bundesratswahl gefordert. Aber die Rechnung ohne ihre Frauen gemacht! Denn diese gaben ihr gleich reihenweise einen Korb. Kronfavoritin Karin Keller-Sutter (54) hat nun zwei männliche Konkurrenten im Kampf um den Sitz von Johann Schneider-Ammann (66).

Schafft KKS die Wahl dennoch, ist sie die erste FDP-Bundesrätin seit dem Fall der Berliner Mauer. Ein solcher Erfolg hätte aber eine Schattenseite: Die FDP-Frauen wären nicht mehr im Ständerat präsent. Keller-Sutter ist nämlich die derzeit einzige Frau, die anderen zwölf FDP-Vertreter im Stöckli sind allesamt männlich.

Bis zu sieben FDP-Ständerätinnen

Es wäre eine historische Zäsur. 1971 – im Jahr, als das Frauen-Wahlrecht eingeführt wurde – schaffte die Genferin Lise Girardin (†89) die Wahl in den Ständerat. Seit 1991 sass immer mindestens eine FDP-Frau darin. In der Legislatur 1999 bis 2003 waren es gar sieben FDP-Vertreterinnen!

Seither ging die Anzahl Wahl um Wahl zurück. Und 2019 dürfte sie auf null sinken. Denn für den wohl frei werdenden St. Galler Ständeratssitz ist bei der FDP weit und breit keine Kandidatin in Sicht. Und mehr noch: Auch nach den Wahlen im Herbst 2019 dürfte sie ohne weibliche Vertretung im Stöckli bleiben.

Allesamt Männer in Pole-Position

In jenen Kantonen, in denen ein FDP-Ständerat (wohl) abtritt, sind Männer in der Pole-Position. Etwa in Neuenburg und in Zug. Auch im Aargau, wo alt FDP-Präsident Philipp Müller (66) abdankt, stehen mit Thierry Burkart (43) oder Matthias Jauslin (56) zwei Männer bereit.

Einzig im Tessin ist es nicht ausgeschlossen, dass eine Frau den Sitz von Fabio Abate (52) verteidigen kann. Sollte Cristina Maderni (52) die Wahl in den Tessiner Regierungsrat im kommenden Frühling verpassen, aber dennoch ein beachtliches Resultat erzielen, könnte sie den Sprung nach Bern anstreben.

FDP-Frauen mit wenig Chancen

In einigen Kantonen versucht die FDP, mit Frauen der Konkurrenz einen Sitz abzujagen. Etwa in Bern mit Christa Markwalder (43). Und im Baselbiet steht Nationalrätin Daniela Schneeberger (51) in den Startlöchern.

Auch im Wallis könnte mit Grossratspräsidentin Anne-Marie Sauthier-Luyet (64) eine Frau in den Ring steigen. Die Wahlchancen sind bei allen eher gering – einzig Schneeberger kann sich gewisse Hoffnungen machen, falls die bürgerlichen Parteien von CVP bis SVP zusammenspannen.

Um die Ehre der FDP-Frauen im Ständerat zu retten, müsste also Parteichefin Petra Gössi (42) in die Hosen steigen. Es ist nämlich absehbar, dass mindestens einer der beiden Schwyzer SVP-Ständeräte, Peter Föhn (65) oder Alex Kuprecht (60), abdankt. Doch Gössi ziert sich: Eine Kandidatur sei «zurzeit» keine Option.

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