Jessica Jurassica (27) schildert in einem Kurzroman ein Sex-Abenteuer von Bundesrat Alain Berset (48). Der Gesundheitsminister wurde während der Corona-Krise zu einem kleinen Nationalheld.
Die Passagen von «Die verbotenste Frucht aus dem Bundeshaus», die «20 Minuten» publizierte, lesen sich wie der Trash-Erotik-Roman, von dem sich Jurassica laut Artikel inspirieren liess: «Alains Zunge ertastete ihre Lippen und versank schliesslich sanft in ihrem Mund, wo er jeden Winkel der warmen Höhle gleichermassen zu berücksichtigen schien, als wäre er ganz der Politiker, der im Bundeshaus jeder Partei seine Aufmerksamkeit zu schenken hatte und er tat dies mit erschütternder Aufrichtigkeit.»
Ächz! Aber kann denn Liebe Sünde sein?, will man fragen – um gleich die Antwort zu geben: Ja, wenn sie schmachtend wie in einem Liebesroman-Heftchen vom Kiosk daherkommt. Auch Jurassicas Erguss ist keine 30 Seiten lang.
Empörung garantiert
Aber: Sex interessiert alle. Die Empörung ist garantiert, wenn auch ein Bundesrat Sex hat. Der Reiz, die hohen Herren zu einfachen Männern zu degradieren, ist gross. Jurassica spielt mit der Vorstellung, dass auch ein charmanter Bundesrat mal ein Schäferstündchen ausser Haus wagen würde. Aber macht sie das gekonnt? «Alains Zunge ertastete ihre Lippen und versank schliesslich sanft in ihrem Mund ...»
Die Erotikschiene ist billig. Und ja, wenn es in der «Wochenzeitung» heisst, dass «die Frau hinter der Sturmmaske» – Jurassica gibt ihre wahre Identität nicht preis – in ihren Texten über Drogen und Sex kein Tabu kenne, klingt das stark nach trivialer Jugendliteratur. Dafür verteilt Kulturminister Berset keine Preise - obwohl das ansonsten sehr gern tut.
Schonmal für Aufsehen gesorgt
Jurassica hatte schon vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt: In ihrem ersten Text für die Berner Zeitung «Der Bund» legte sie sich gleich mit dem eigenen Verleger an – und kassierte dafür den Rauswurf.
Jurassica hatte sich im Titel ihres Beitrags noch gefragt, ob Tamedia-Verleger Pietro Supino ihre Texte lese. Die Antwort kannte sie bald. Die folgenden Zeilen waren zu viel: Jurassica schrieb, sie würde gerne einen von Supinos Nachkommen heiraten und als Schwiegertochter die Tamedia mit «starker und strenger Hand führen, immer mit Haltung und alle hätten Respekt vor mir, trotz den knapp 1,60 Körpergrösse und der Vagina, mit der ich geboren wurde».
Erinnerungen an eine Bundesangestellte
Der Reflex, den Jurassica auslöste, erinnert an jenen bei einer anderen jungen Frau, die ebenfalls auf grosses Interesse stiess: die «Pornosekretärin». Dass eine Bundesangestellte regelmässig Nacktselfies vertwitterte und auch mal einen Busenblitzer am Arbeitsplatz aufnahm, war 2014 die grosse Spätsommerstory.
Auch hier: Die Sekretärin war bald keine Sekretärin mehr, doch auch der Autor des Artikels arbeitete nicht mehr lange bei der «Neue Zürcher Zeitung».
Abwehrreflex
Natürlich folgt auch jetzt der vorhersehbare Abwehrreflex: Die Bundeskanzlei macht klar, dass bei der unautorisierten Verwendung von Bundesratsbildern zu kommerziellen Zwecken in aller Regel eine Intervention erfolgt. Eine solche Verwendung verletze verschiedene Bestimmungen des Persönlichkeitsschutzes – und könne «unlauter» sein – also nicht aufrichtig oder ehrlich.
Laut ist Jurassica. Lauterkeit ist aber nicht ihr Ziel. Anecken ist ihre Kunst. Neu, jetzt bei Berset.