Die rechtliche Grundlage fehlt
Darum floppte die Helsana-App beim Datenschutz

Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte empfiehlt der Krankenkasse Helsana, die Übermittlung von Kundendaten im Rahmen des Bonusprogramms Helsana plus mangels rechtlicher Grundlage zu unterlassen. Helsana winkt ab.
Publiziert: 27.04.2018 um 21:28 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:19 Uhr
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Laut dem Eidgenössischen Datenschutzbeauftragen Adrian Lobsiger sammelt die Krankenkasse Helsana Daten auf rechtswidrige Weise.
Foto: MARCEL BIERI
Florian Wicki

Helsana plus, die neue Gesundheits-App der Krankenkasse Helsana, steht weiterhin in der Kritik. Mit diesem Programm können Benutzer durch sportliche oder soziale Aktivitäten Punkte sammeln und erhalten dafür Geld oder Rabatte (BLICK berichtete). Weil damit aber auch massig Daten gesammelt werden, schaltet sich nun der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Adrian Lobsiger (57) ein und kritisiert die Helsana.

Das Sammeln der Daten sei rechtswidrig

Konkret bemängelt der oberste Datenschützer zwei Punkte: Erstens, dass die Zusatzversicherung bei der Registrierung der Benutzer abklärt, ob diese bei der Helsana grundversichert sind. Diese «Entgegennahme und Weiterbearbeitung der Daten» verstosse gegen das Datenschutzgesetz.

Ausserdem würden bei der Helsana nur Grundversicherten eine Prämienverbilligung erhalten, wodurch andere diskriminiert würden. Lobsiger empfiehlt der Krankenkasse darum, beides zu unterlassen.

Helsana an Lösung interessiert

Er sagt, der Dialog mit der Helsana sei konstruktiv verlaufen: «Das zeigt sich auch darin, dass die Helsana zugesichert hat, eine der beiden Massnahmen immerhin vorübergehend umzusetzen.»

Das stimmt, sagt Helsana-Mediensprecher Stefan Heini: «Neu müssen die ausschliesslich Grundversicherten im Registrationsprozess eine Kopie ihrer Versichertenkarte einschicken.» Helsana sei bereit, den Prozess bis zum Vorliegen einer rechtskräftigen gerichtlichen Entscheidung so anzupassen.

Der Fall geht wohl vor Gericht

Die Helsana hat nun laut Lobsiger 30 Tage Zeit, die verbleibende Empfehlung entweder umzusetzen oder abzulehnen. Der Datenschützer ist skeptisch: «Da sie – wie schon kommuniziert – ein Gerichtsurteil begrüssen würde, gehe ich davon aus, dass die Kasse die Frist verstreichen lassen wird. Setzt sie sie nicht um, werde ich mit einer Klage ans Bundesverwaltungsgericht gelangen.»

Heini bestätigt das und erklärt: «Aus unserer Sicht wird niemand diskriminiert, da das Programm freiwillig ist.» Niemand erhalte wegen Helsana plus eine Prämienverbilligung. Es handle sich um bescheidene Barauszahlungen, die nicht an Prämien oder Versicherungsprodukte gekoppelt seien. Heini: «Zudem stammen die Gelder, die ausgezahlt werden, ausschliesslich aus freien Mitteln.»

«Datenbearbeitung kann nicht rechtswidrig sein»

Helsana erhofft sich vom Gerichtsurteil vor allem eine Klärung der Zuständigkeiten: «Das Bundesamt für Gesundheit ist für die Frage zuständig, ob ausschliesslich Grundversicherte an diesem Bonusprogramm teilnehmen dürfen oder nicht.»

Dieses habe Helsana bereits im März grünes Licht in Bezug auf den Einzug der Grundversicherten gegeben.» Heini: «Damit können die diesbezüglichen Datenbearbeitungen gar nicht erst rechtswidrig sein.»

So funktioniert die App

Über 50'000 Personen haben gemäss Helsana die Bonus-App Helsana+ heruntergeladen. Und hoffen damit, einen kleinen Teil ihrer Krankenkassen-Prämie zurückzuerhalten.

Das Ganze funktioniert so: Wer sportlich aktiv ist, Mitglied in einem «sozialen oder sportlichen» Verein, regelmässige Vorsorgeuntersuchungen macht und der Krankenkasse treu ist, sammelt Punkte. Ein Vorsorgeuntersuch und auch eine Vereinsmitgliedschaft schenkt mit 1500 Punkten ein. Die Nachweise können einfach per Foto-Upload direkt in der App übermittelt werden.

Für sportliche Aktivitäten kann man auch die Daten aus anderen Gesundheits-Apps wie Apple Health und Google Fit anbinden. Dann werden die Pluspunkte automatisch gutgeschrieben. Für eine Sporteinheit wie Joggen oder Schwimmen erhalten Versicherte 100 Punkte gutgeschrieben.

Die Punkte können ganz einfach in Geld umgemünzt werden: Mit einem Klick wird die Summe – bis zu 100 Franken für Grundversicherte, bis zu 300 Franken für Zusatzversicherte – aufs Konto überwiesen. Zudem gibt es auch Rabatte bei Helsana-Partnern.

Die Bonus-App Helsana+.
Keystone

Über 50'000 Personen haben gemäss Helsana die Bonus-App Helsana+ heruntergeladen. Und hoffen damit, einen kleinen Teil ihrer Krankenkassen-Prämie zurückzuerhalten.

Das Ganze funktioniert so: Wer sportlich aktiv ist, Mitglied in einem «sozialen oder sportlichen» Verein, regelmässige Vorsorgeuntersuchungen macht und der Krankenkasse treu ist, sammelt Punkte. Ein Vorsorgeuntersuch und auch eine Vereinsmitgliedschaft schenkt mit 1500 Punkten ein. Die Nachweise können einfach per Foto-Upload direkt in der App übermittelt werden.

Für sportliche Aktivitäten kann man auch die Daten aus anderen Gesundheits-Apps wie Apple Health und Google Fit anbinden. Dann werden die Pluspunkte automatisch gutgeschrieben. Für eine Sporteinheit wie Joggen oder Schwimmen erhalten Versicherte 100 Punkte gutgeschrieben.

Die Punkte können ganz einfach in Geld umgemünzt werden: Mit einem Klick wird die Summe – bis zu 100 Franken für Grundversicherte, bis zu 300 Franken für Zusatzversicherte – aufs Konto überwiesen. Zudem gibt es auch Rabatte bei Helsana-Partnern.

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