Bruna (5) und ihre Mitarbeiterinnen haben Feierabend. Gemächlich trippelt das Leitschaf zum Transporter. Tabea, Bettina und zwanzig weitere Tiere folgen Bruna im Einerreiheli.
In zwei Wochen haben sie ein Bord neben den Zuggleisen in Gelterkinden BL abgegrast. «Es ist kein Grashalm mehr übrig», sagt Schäfer Michael Dieterle (48). «Jetzt fahren wir zum nächsten Einsatzort.»
Seit Mai zieht die Herde in der Nordwestschweiz umher, grast eine Bahnböschung nach der anderen ab – im Auftrag der SBB.
Die flauschigen Bio-Rasenmäher kosten die SBB zwar mehr, als wenn diese die Flächen industriell pflegen würden. «Aber die Bahn setzt sich so für den Artenschutz ein», sagt Dieterle. «Bruna ist eine Skudde, eine Art, die vom Aussterben bedroht ist.» Zudem kommen Schafe an Stellen, die für Maschinen unzugänglich sind. «Und sie mähen nicht alles nieder, sondern fressen selektiv.
Viele Wiesenpflanzenarten werden gefördert, was Tieren Lebensraum gibt.»
Bruna sorgt für gesunde Wiesen, auch am neuen Einsatzort in Böckten BL. «Ein Tier schafft etwa vier Quadratmeter am Tag», schätzt Dieterle.
Ein Zug rollt pfeifend an der Herde vorbei, die Tiere grasen unbeirrt weiter. «Viele Passanten haben Angst, dass der Lärm die Schafe einschüchtert. Aber die gewöhnen sich sehr schnell an Geräusche. Und sind von Natur aus ruhig.» Praktisch: Das Fell schützt sie vor der Hitze. «Auch 36 Grad machen ihnen nichts aus», sagt der Schäfer.
Nicht nur die Anwohner in Böckten interessieren sich für die Herde. Medien aus Frankreich und sogar den USA berichteten über die SBB-Schafe. Auf Twitter haben sie sogar ein eigenes Hashtag: sbbmääh.
An den Stars der Böschungsbearbeitung geht der Rummel vorbei. Bruna schmatzt laut vor sich hin, arbeitet sich Meter für Meter vor. Bis auch dieser Hang kahl gefressen ist und es zum nächsten Einsatzort weitergeht.