Gemerkt hat es Beat Walti (52) am vergangenen Wochenende. Husten, Fieber, Körperschwäche. Am Samstag liess sich der FDP-Nationalrat testen. Das Resultat hatte er am Montag: Positiv! Der Zürcher ist mit dem Coronavirus infiziert.
Walti ist Chef der freisinnigen Fraktion im Bundeshaus. Umgehend verständigte er am Montag seine Ratskollegen. Und schrieb danach Politikgeschichte: Gemeinsam mit der Grünen-Nationalrätin Sophie Michaud Gigon (45) ist er der erste Volksvertreter, der von zu Hause digital an einer Parlamentsabstimmung teilgenommen hat.
Waltis Sitznachbarn im Nationalrat sind Kurt Fluri (65) und Parteipräsidentin Petra Gössi (44). Bei beiden fielen sofortige Tests negativ aus: Die Sicherheitsmassnahmen im Parlament – Plexiglasscheiben, Masken, Abstand – scheinen wenigstens bei ihnen funktioniert zu haben.
Etwas anderes beunruhigt die FDP-Chefin: Walti meldete seine Infektion per Swiss-Covid-App. Bei Gössi aber blieb die App stumm, wie sie gegenüber SonntagsBlick sagt. Bei weniger als 1,5 Meter Abstand während mindestens 15 Minuten sollte das System eine Warnung übermitteln.
Warum zeigte die App nichts an?
«Bei meiner Familie hat die App funktioniert», sagt Walti. Seine Erklärung: Die Anwendung berücksichtigt nur einen Zeitraum von 48 Stunden. In der zweiten Sessionswoche dauert der Parlamentsbetrieb bis Donnerstag. Vielleicht sei der letzte Kontakt mit Gössi länger her gewesen, als er der App seine Infektion mitteilte. Doch das sind Mutmassungen.
Hat die Tech-Lösung Lücken? Die Frage bleibt offen. Einziger Trost: Dem Fraktionschef geht es wieder etwas besser.