Die Chefs von SBB, Bombardier und Bundesamt müssen sich wegen Doppelstock-Zügen erklären
So lief der Pannen-Gipfel im Bundeshaus

Wegen der Lieferprobleme beim neuen SBB-Doppelstockzug müssen SBB und Bombardier heute bei der Verkehrskommission antraben. Anschliessend treten die Beteiligten vor die Medien. BLICK berichtet live im Ticker.
Publiziert: 10.02.2019 um 23:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.02.2019 um 14:26 Uhr
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59 Doppelstockzüge bestellten die SBB 2010 bei Bombardier. Mit 1,9 Milliarden ist es der grösste Auftrag in der Geschichte des Bahnunternehmens. Ursprünglich geplanter Liefertermin war 2013.
Foto: Keystone
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Sermîn FakiPolitikchefin

Verkehrspolitiker haben genug vom Pannenzug: Sie wollen Klarheit über die Lieferprobleme beim neuen SBB-Doppelstöcker FV-Dosto von Bombardier und das Schwarzpeterspiel zwischen kanadischem Hersteller und dem Schweizer Bahnkonzern.

Deshalb müssen SBB-CEO Andreas Meyer (57), Bombardier-Schweiz-Chef Stéphane Wettstein (59) und Peter Füglistaler (58), Direktor des Bundesamts für Verkehr (BAV), heute vor der Verkehrskommission des Nationalrats antraben. 50 kritische Fragen erwarten sie, die die Politiker eingereicht haben: Wer ist schuld am Zug-Debakel? Wann werden die restlichen Züge geliefert? Wurde eine Partei vertragsbrüchig? Wann kann der Bund die definitive Betriebsbewilligung erteilen? Haben die SBB Vorkehrungen getroffen, dass solche Pannen bei künftigen Bestellungen nicht mehr vorkommen?

Um 13 Uhr informiert die Verkehrskommission an einer Medienkonferenz über die Ergebnisse der Pannen-Sitzung. Eine Stunde später treten Meyer und Wettstein dann ebenfalls vor die Medien, um über die weiteren Schritte bei der Einführung des Pannenzugs zu informieren. BLICK berichtet live. 

Worum gehts im Pannenzug-Streit?

Die Pannenzüge beschäftigen SBB und Bombardier nun schon seit neun Jahren. 2010 hatten die SBB dem kanadischen Zugbauer den Zuschlag für 59 Doppelstockzüge gegeben – mit 1.9 Milliarden der grösste Auftrag in der Geschichte der Staatsbahnen.

Ursprünglich war geplant, die Züge 2013 den SBB zu übergeben. Wegen unzähliger Änderungswünsche und zahlreichen technischen Problemen verzögerte sich die Auslieferung mehrfach. Hinzu kam ein Rechtsstreit mit Behindertenorganisationen, aus deren Sicht die Ausstattung des Zuges zu wenig behindertengerecht ist. 

Als der Zug dann endlich auf die Schienen kam, liessen die nächsten Pannen nicht lange auf sich warten. Wegen ständiger Störungen muss ein Bombardier-Techniker nun auf jeder Fahrt dabei sein. 

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Personenverkehrs-Chef Toni Häne (63) machte im BLICK klar, wer aus SBB-Sicht schuld ist: «Der Hersteller. Es ist, wie wenn Sie ein Haus bauen. Funktioniert bei der Abnahme die Tür nicht, ist auch klar, wer verantwortlich ist.»

Bombardier betonte mehrfach, dass immer neue Änderungswünsche der SBB ebenfalls zur Verspätung beigetragen hätten – eine Einschätzung, die Experten teilen.

Schlagabtausch erwartet

Für SBB-Chef Meyer wird die Anhörung daher kein Spaziergang. Wie BLICK weiss, sollen in der Kommission heute alle drei Gäste gleichzeitig befragt werden. Insbesondere zwischen Meyer und Wettstein lässt das einen üblen Schlagabtausch mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Verteidigungsreden erwarten.

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