Zuerst hört man die Jodler, dann steigt SVP-Grossrat Alfred Bärtschi (49) in den Stall zu seinen Kühen, zählt seine Standpunkte auf, dann wird wieder gejodelt. Unaufdringlich urchig, wenig kreativ, aber authentisch und echt. Mit diesem Video hat Bärtschi das Wahlkampf-Voting auf der Website des regionalen Fernsehsenders Telebärn gewonnen.
Vor 95 anderen, meist populäreren und kreativer filmenden Mit-Politikern. Heute Mittag ging das Voting zu Ende. Über den Sommer hatten sich die Möchtegern-Nationalräte die Köpfe zerbrochen, gute Ideen gesucht und verfilmt, unzufrieden verworfen, wieder gegrübelt, wieder gefilmt. Am Schluss gewinnt eine Ansprache aus dem Stall. Was müssen die Politiker daraus lernen?
Ratschlag 1: Ein bisschen Folklore reicht nicht, jodeln Sie!
FDP-Ständerats-Kandidatin Claudine Esseiva (36) präsentiert sich zwar in adretter Tracht. Dennoch landet sie im Mittelfeld. Folklore funktioniert halt nur mit Stallgeruch und Jodel.
Ratschlag 2: Pferde sind gut! (Kühe noch besser)
Das mit dem Stallgeruch hat BDP-Politikerin Nina Zosso (41) begriffen. Sie präsentiert sich in Märchen-Manier auf ihrem Pferd Dynastia (oder einfach: Didi) und erreicht einen Top-Rang. Aber Bärtschis Kühe ziehen noch mehr.
Ratschlag 3: Keep it simple stupid!
blick.ch mag das Video der Jungen Grünen Lena Frank (26) sehr. Viele kurze Schnitte, die Farbe Grün als (sorry) roter Faden. Schüsse mit dem Bohrer vom Dach in Bond-Manier. Dennoch reichts nur ins vordere Mittelfeld. Das KISS-Prinzip.
Ratschlag 4: Bleiben Sie angezogen, auch als Mann!
Okay, der SVP-Politiker Erich Hess (34) schwimmt in der Badehose trotzdem noch auf Platz 3 des Votings.
Und Ratschlag 5: Glauben Sie nicht an einen Promi-Bonus, auch nicht an einen SVP-Bonus!
Auf den hintersten Plätzen der Liste befinden sich unter anderem die SVP-Nationalräte Andreas Aebi (56), Andrea Geissbühler (39) und Erich von Siebenthal (56), dazwischen auch SP-Nationalrätin Evi Allemann (37). Sie mobilisierten indes aber auch kaum via soziale Medien. Besonders Allemann hat zuletzt auch andere Prioritäten, wurde sie während des Votings doch Mutter. FDP-Amtskollegin Christa Markwalder (40) lag wenige Tage vor Voting-Schluss ebenso zwischenzeitlich am Tabellenende wie SP-Stapi Alexander Tschäppät (63). Die beiden legten jedoch einen Schlussspurt hin.