Vom Bundesrat zum Literaten: Didier Burkhalter (58) ist unter die Schriftsteller gegangen. An seinem Erstlingswerk «Kinder der Erde» habe er «zehn Tage und zehn Nächte durchgeschrieben», sagte der alt Bundesrat bei der Präsentation der deutschen Übersetzung am Dienstag in Winterthur ZH. Und der Romand betonte: «Die ersten Zeilen schrieb ich am Morgen nach meinem Rücktritt im September. Ich trug dieses Buch in meinem Herzen.»
Entstanden sind Geschichten über die Kinder Ahmed, Laurence, Imane, Merveille und Destin: Alles Kinder, denen Burkhalter auf seinen Reisen als Aussenminister begegnet ist. Er habe jeweils kurz seine Eindrücke der Kinder notiert und diese jetzt literarisch verarbeitet. «Die Geschichten dieser Kinder machen Hoffnung», sagt Burkhalter. Er habe in diesen Menschen «trotz Krieg, Vertreibung und täglicher Not eine positive Kraft und einen Lebenswillen getroffen, die mich demütig stimmen».
Burkhalter hat bereits sein drittes Manuskript fertig
Und ja, er könne als Schriftsteller nun Dinge ansprechen, die ihm als Bundesrat unter den Fingern brannten – aber aus Kollegialität nicht gesagt werden durften. «Es ist ein schönes Gefühl, jetzt meine persönlichen Gedanken ausdrücken zu können», so Burkhalter. Fürchtet der Jungautor nicht, sich als Schriftsteller eine Blösse zu geben? «Ich bin wirklich kritikgeimpft», sagt er lachend. «Literaturkritik macht mir keine Angst.»
Die darf er auch nicht haben: Bereits fertig ist sein zweites Werk, und ein drittes soll im August auf Französisch erscheinen. «Mit jeder Zeile bewege ich mich mehr zum Romanschreiber. Das, was jetzt zu Papier kommt, entstammt allein meiner Phantasie.»