Nichts ist undenkbar, nichts ist unvorstellbar. Es gibt bloss Ereignisse, die man sich weder ausdenken mag noch vorstellen will.
Deutschland ohne handlungsfähige Regierung – dies ist ein solches Ereignis. Unsere Nachbarn stecken in einer der grössten Demokratiekrisen seit der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949. Niemand kann im Moment vernünftigerweise sagen, wie und bis wann sie gelöst sein wird.
Lieber ohne Spektakel
Neuwahlen? Minderheitsregierung? Doch wieder Grosse Koalition? Mit Merkel? Mit wem sonst? Auf unabsehbare Zeit hinaus ist Deutschland weiter mit sich selbst beschäftigt.
In solchen Momenten verweisen wir Schweizer gern auf unser System, das alle massgebenden politischen Richtungen in die Regierungsverantwortung einbindet. Auf Aussenstehende wirkt das langweilig, für das Land bedeutet es Stabilität und Kontinuität. Vom Konsens haben alle etwas, vom Spektakel profitieren nur wenige.
Verrückte haben wir genug
Doch es wäre falsch, nun überheblich oder hämisch nach Deutschland zu grinsen, das gerade Spektakel im Überfluss erlebt. Überheblich kann nur sein, wer meint, andere Länder seien wie die Schweiz, nur grösser. Und hämisch nur, wer Deutschlands Rolle in Europa und der Welt verkennt.
In diesen unsicheren und verrückten Zeiten, mit vielen unsicheren und manchen verrückten Regierungen, braucht es ein verlässliches Deutschland. Es hat die Grösse, die Macht und den Einfluss, um in Europa und teils darüber hinaus ein Mindestmass an Vernunft durchzusetzen. Zu hoffen ist, dass Deutschland dieses möglichst schnell für sich selbst wieder findet.