Warum verscherbeln Post und SBB ihr Tafelsilber? Weil der Bund Cash sehen will: Die 100-prozentigen Staatsbetriebe sind verpflichtet, Gewinne zu machen. In den aktuellen Vorgaben des Bundesrats an die SBB wird verlangt: «Die SBB steigern langfristig den Unternehmenswert, erzielen in allen Geschäftsfeldern ein branchenübliches Ergebnis und verbessern die Produktivität weiter.»
SBB-Immobilien muss anderes alimentieren
Und gar explizit heisst es: «Die Division Immobilien leistet pro Jahr 150 Millionen Franken Ausgleichszahlungen an die Division Infrastruktur und trägt zur Sanierung der Pensionskasse bei.» Beides müssen die SBB mit ihren Liegenschaften erst einmal verdienen. Und die Immobilien-Sparte muss auch darüber hinaus Gewinne schreiben.
Der Bundesrat verlangt von der Bundesbahn ein «aktives Portfolio-Management». Dazu gehört, nicht nur Standorte gezielt aufzuwerten, sondern auch zu verkaufen. Die SBB wollen mittelfristig aber «weniger Areale veräussern, sondern diese vermehrt selber entwickeln». Insgesamt wachse dadurch das Portfolio konstant und somit auch dessen Wert, sagt Mediensprecher Olivier Dischoe.
Jedes Jahr 200 Millionen vom gelben Riesen
Von der Post verlangt der Bundesrat eine jährliche Dividende von 200 Millionen Franken. Dieser Zustupf für die Bundeskasse hat sich so eingebürgert. Und woher nimmt die Post die Gewinne? Einerseits vom gelben Geldhaus Postfinance. Andererseits muss sie in Zeiten abnehmender Briefpost und schwindender Margen bei den Paketen aber ebenfalls aufs Immobilien-Portfolio zurückgreifen.
Seit 2008 hat die Post durch Immobilienverkäufe 444 Millionen Franken eingenommen, der Marktwert der Post-Liegenschaften lag Ende 2017 aber nur noch bei zwei Milliarden Franken – 25 Prozent tiefer als vor zehn Jahren. Laut eigenen Angaben will man in den kommenden 15 Jahren 1,8 Milliarden in 50 nicht mehr postalisch genutzte Liegenschaften investieren, was den Portfolio-Marktwert über jenen von vor zehn Jahren heben soll.
Staatsbetriebe denken um – der Bund nicht
Seit 2014 verkauft die Post keine Top-Liegenschaften mehr. Wie nun auch bei den SBB hat auch beim gelben Riesen ein Umdenken stattgefunden. Beim Bund trotz anhaltender Milliardengewinne hingegen noch nicht.