Der Wahlkrampf der Politiker geht zu Ende. Jetzt ist das Volk dran!
Schluss mit lustig

BLICK beurteilt zum Abschluss der Wahlkampfsaison die Kampagnen der wichtigsten nationalen Parteien – ihre prägenden Köpfe, ihre Tief- und Höhepunkte.
Publiziert: 15.10.2015 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:44 Uhr
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Foto: KEYSTONE
Von Ruedi Studer und Christoph Lenz

Endlich, der Wahlkampf hat am Sonntag ein Ende. Ein Wahlkampf, der von einem Thema dominiert wurde: der Flüchtlingskrise in Europa. Offen ist, wem das Thema an den Wahlurnen in die Hände spielt. Profitiert die SVP von der Angst vor einem Flüchtlingsstrom in die Schweiz? Oder doch die Linke, welche angesichts des Flüchtlingselends für eine offenere Asylpolitik einsteht? Die Flüchtlingskrise kontrastiert mit dem Spass-Wahlkampf, der uns ebenso in Erinnerung bleiben wird. Dafür waren etwa die SVP mit ihren «Willy»- und «Welcome»-Songs oder die FDP mit ihrem Ballon-und-Hüpfburg-Wahlevent besorgt.

BLICK beurteilt zum Abschluss der Wahlkampfsaison die Kampagnen der wichtigsten nationalen Parteien – ihre prägenden Köpfe, ihre Tief- und Höhepunkte.

Für die Kandidaten ist der Wahlkrampf bald vorbei. Jetzt sind Sie dran. Bestimmen Sie mit! Stecken Sie Ihr Wahlcouvert bei einem gemütlichen Spaziergang direkt in den Briefkasten Ihrer Gemeinde – per Post ists zu spät. Oder ganz traditionell: Gehen Sie am Sonntag direkt an die Urne!

Grüne: Glättli-Hype
Botschafter:
Fraktionschef Balthasar Glättli ist dank der Asyldebatte der Medienstar der Grünen. Ein Mann läuft den beiden Co-Präsidentinnen Regula Rytz und Adèle Thorens Goumaz den Rang ab.

Themen: Atomausstieg und grüne Wirtschaft.

Höhepunkt: Zustandekommen der Fair-Food-Initiative mit rund 120 000 Unterschriften.

Tiefpunkt: Im Tessin kommt keine Listenverbindung mit der SP zustande. Grund dafür ist der grüne Frontmann Sergio Savoia mit seinem populistischen Kurs.

Kampagne: National stehen nur knapp über 200 000 Franken zur Verfügung. Das Resultat: Die Partei ist kaum sichtbar.

FDP: Die Wiederauferstehung

Botschafter: Philipp Müller ist Mister FDP. Er hat der Partei Schwung verliehen und wird nun wohl als Turnaround-Mann in die Geschichtsbücher eingehen.

Themen: Die FDP setzte nicht auf Themen, sondern auf Emotionen.

Höhepunkt: Der Parteitag in Sursee – mit 1500 Besuchern, zwei Bundesräten und einer Hollywood­-tauglichen Show feierte der Freisinn seine Wieder­auferstehung.

Tiefpunkt: Der Crash von Parteipräsident Philipp Müller mitten in der heissen Wahlkampfphase. Gemäss Umfragen  zog die Partei daraus keinen Schaden.

Kampagne: Die FDP lässt schon seit über zwölf Monaten zünftig die Muskeln spielen. Woher das Geld für die Inserate-Offensive kommt, darüber rätseln die Beobachter. Doch auch in den sozialen Medien ist die FDP wach und angriffslustig.

BDP: Alles dreht sich um die Eine

Botschafterin: Eveline Widmer-Schlumpf, Eveline Widmer-Schlumpf, Eveline Widmer-Schlumpf. Wie vor vier Jahren dreht sich wieder alles nur um die BDP-Bundesrätin.

Themen: Offiziell der Kampf für die Bilateralen und die Energiewende. Aber eben, eigentlich interessiert nur das Schicksal von Eveline Widmer-Schlumpf.

Höhepunkt: Mit der Kandidatur von Pädophilen-Jägerin Christine Bussat (VD) landete die Partei einen Überraschungs-Coup.

Tiefpunkt: Unbemerkt von der Öffentlichkeit lancierte die BDP eine Petition für die strikte Umsetzung der Pädophilen-Initiative. Unbemerkt blieb sie auch in der eigenen Partei – mit bisher nur gut 600 Online-Unterschriften.

Kampagne: Die schwarz-gelbe Biene als Pendant zum SVP-Plüschhund. Und ein Budget von 650 000 Franken.

SVP: Welcome to Gaga

Botschafter: Mit dem Segen von SVP-Übervater Christoph Blocher zog «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel in den Wahlkampf. Von der Basis wird er als neuer Heilsbringer verehrt und bejubelt.

Themen: Asyl, Asyl, Asyl – und Zuwanderung. Das zu Beginn lancierte Europa-Thema zog nicht.

Höhepunkt: «Welcome to SVP». Mit dem Video inszenierte sie sich selbstironisch. Und schaffte es in die Top Ten der Charts.

Tiefpunkt: Nationalratskandidat Andreas Glarner, der seine Gemeinde Oberwil-Lieli AG für 290 000 Franken frei von Asyl­bewerbern hält und damit die humanitäre Tradition der Schweiz mit Füssen tritt.

Kampagne: Ihr Budget verschweigt die SVP konsequent. Doch sie pflastert die Schweiz derart mit Plakaten voll, dass der Konkurrenz ob des Millionen-Wirbels schwindlig wird.

GLP: Im Bett mit Ecopop

Botschafter: Obwohl ihm einiges misslang, ist Parteigründer und Chef Martin Bäumle weiterhin das Aushängeschild der GLP.

Themen: Das Überthema der Grünliberalen, die Energiewende, hob nicht ab.

Höhepunkt: Die GLP wurde von der «Bilanz» als wirtschaftsfreundlichste Partei geadelt.

Tiefpunkt: Die Listenverbindung mit Ecopop im Kanton Zürich.

Kampagne: Die nationale Kampagne der GLP war beinahe unsichtbar. Einzelne profilierte Köpfe wie Kathrin Bertschy, Roland Fischer und Beat Flach konnten sich aber in Szene setzen.

SP: 100 000 Mal am Telefon

Botschafter: Ex-Botschafter Tim Guldimann ist ein begabter Dialektiker. Unbestrittene Nummer eins bei den Sozialdemokraten ist aber weiterhin Parteichef Christian Levrat.

Themen: Sichere Renten, ein geordnetes Verhältnis zur EU, Transparenz bei Politikfinanzierung.

Höhepunkt: Geschickt hat die SP die Altersvorsorge-Debatte lanciert.

Tiefpunkt: Auf das Asylthema hat die grosse linke Partei kaum reagiert. Eine verpasste Chance.

Kampagne: Die SP führte einen Low-Budget-Wahlkampf: kaum Plakate und Inserate, dafür viel Herzblut. Gestern teilte die Partei mit, sie habe mit 100 000 Wählern telefoniert. Was es bringt, zeigt der Sonntag.

CVP: Schützenhilfe aus Österreich

Botschafter: Christophe Darbellay tritt nicht mehr für die Wahlen an und demnächst als Parteichef ab. Trotzdem: Von lahmer Ente keine Spur.

Themen: Verteidigung des bilateralen Wegs und Familienpolitik.

Höhepunkt: Mit dem österreichischen ÖVP-Aussenminister Sebastian Kurz präsentierte die CVP einen Freund der Schweiz, der sich im Zuwanderungs-Poker mit der EU für uns einsetzen will.

Tiefpunkt: Fraktionschef und Ständerat Filippo Lombardi fiel mit seinen Abwahlplänen für Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf der eigenen Fraktion in den Rücken.

Kampagne: Dank Generalsekretärin Béatrice Wertli die Selfie-Partei! National gab die Partei zwei Millionen Franken aus – allerdings inklusive Abstimmungskampf für die Familien-Initiative als Vorkampagne.

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