Empörung ist ein flüchtiger Stoff. Vor etwas mehr als einem Jahr wurde der saudische Publizist Jamal Khashoggi (†59) im Istanbuler Konsulat auf Geheiss von ganz oben bestialisch ermordet. Die Welt stand unter Schock. Reihenweise sagten Regierungsvertreter und Wirtschaftsführer aus aller Welt daraufhin ihre Teilnahme am Investorengipfel in Riad ab. Darunter Credit-Suisse-CEO Tidjane Thiam (57). Ein Schlag ins Gesicht für das Königshaus. Die «Future Investment Initiative», auch «Davos in der Wüste» genannt, ist das Prestigeprojekt der Saudis, die bis 2030 vom Erdöl unabhängig werden wollen.
Kommenden Dienstag findet der Pompanlass zum dritten Mal statt. Und die Wut des Westens ist verflogen. Trotz des ungesühnten Mordes und des blutigen Jemen-Kriegs kehren die demokratischen Staaten in die Golf-Monarchie zurück.
Als Speerspitze fungiert Ueli Maurer (68). Der Schweizer Bundespräsident weilt mit einer Finanzdelegation von Samstag bis Dienstag auf der Arabischen Halbinsel. Stolz verweist das Finanzdepartement auf die besonderen Beziehungen der Schweiz zum Wüstenstaat. Bei Maurers Teilnahme des Forums am Dienstag sollen «aktuelle wirtschaftspolitische Fragen und Investitionen zur Sprache kommen».
Ueli, der gute Freund aus Suisra, ist für die wahhabitischen Herrscher ein Geschenk Allahs. Die führen nämlich gerade eine weltweit gesteuerte PR-Offensive. Am G-20-Gipfel vor einem Jahr in Argentinien schüttelte Wladimir Putin (67) als Einziger die Hand von Kronprinz Mohammed bin Salman (34). Diese Schmach soll möglichst schnell vergessen gemacht werden.
Vergoldete Fürsprecher
Wenn die Saudis nächstes Jahr den G-20-Gipfel ausrichten, gilt es, ein Bild wie in Buenos Aires mit dem isolierten Kronprinzen um jeden Preis zu vermeiden. Darum wird die Imagekampagne mithilfe von vergoldeten Fürsprechern wie Tony Blair (66) und Jared Kushner (38) mit voller Wucht vorangetrieben.
Ein erster Schritt auf dem Weg zur Rehabilitierung Bin Salmans ist die Rückkehr des Westens in den Kreis der Investoren. Die Delegation um den SVP-Magistraten mag sich für die Interessen der Schweizer Wirtschaft einsetzen. Für das streng islamische Regime leisten die Besucher mindestens so wertvolle Arbeit.